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Sauvages

| Bettina Wegenast | Event-Tipps

Wildnis, das ist das Unbekannte, das Ungeordnete, das Unvorhersehbare, das Bedrohliche. So gesehen war «Wildnis» das Thema vieler Filme, die an den 60. Solothurner Filmtagen gezeigt wurden. Angefangen bei der zur Wildnis «verwilderten» Sammlung des Immobilienunternehmers Bruno Stefanini über die «wilden» Jurassier Béguelin und Bolliat bis hin zu Claude Barras neuem Familienfilm «Sauvages».
Der Bericht von Bettina Wegenast.

Zerstörte Wildnis 

Am Anfang von Barras zweitem Langfilm «Sauvages» steht die Zerstörung des Regenwaldes. Seinen «wilden» Bewohnerinnen und Bewohnern wird der Lebensraum genommen und ein Orang-Utan-Baby verliert seine Mutter. Keita, die Tochter eines Plantagenarbeiters, nimmt sich des Affenbabys an. Schliesslich sucht auch noch ein bisher unbekannter Cousin Zuflucht bei Keita und ihrem Vater. 

Während Keita das Orang-Utan-Baby verhätschelt, macht sie sich mit ihren Freundinnen zunächst über den «wilden» Jungen nur lustig. Bis es kommt, wie es kommen muss: Keita und Selai verirren sich im Urwald und es stellt sich heraus, dass für Selai der Wald keine «Wildnis» ist, sondern ein System, in dem er sich problemlos bewegen kann. Das verändert Keitas Sicht auf ihren Cousin und die beiden freunden sich an.  Schließlich erfährt Keita, dass ihre verstorbene Mutter, eine Waldbewohnerin, bei Protesten gegen die Abholzung ums Leben gekommen ist.

Die wahren Wilden

Zunehmend verschiebt sich hier auch die Wahrnehmung der Zusehenden: Die Indigenen erscheinen «vernünftig» und damit als zivilisiert, während die Vertreter unserer Zivilisation getrieben von Gier, als die wahre Bedrohung, als die wahren «Wilden» erscheinen. 

In erster Linie ist «Sauvages» ein Film gegen Umweltzerstörung, aber wie schon in Barras erstem Langfilm «Ma vie de Courchette» schwingt das Thema der verlassenen Kinder auch hier immer mit. Sowohl Keita, als auch Selai und das Orang-Utan-Baby wachsen ohne Mutter auf und lernen dadurch früh, für sich Verantwortung zu übernehmen. 

Grosse Kunst 

Der Crew hinter «Sauvages» gelingt es, mit minimalen Mitteln die Emotionen der Figuren sichtbar zu machen. Eine leichte Bewegung des (Knet-)Mundes zeigt eine innere Bewegung und eine winzige Augenbewegung lässt uns mitleiden. Das ist grosse Schauspiel, beziehungsweise grosse Animationskunst!

Dabei ist «Sauvages» trotz seiner klaren Botschaft kein langweilig-pädagogischer Film, sondern so unterhaltsam, temporeich und berührend, wie es sich für einen guten Kinderfilm gehört. Unbedingt ansehen! 

Familienfilm ab 10 Jahren


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Bettina Wegenast

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