Aus dem Schatten trat ein Fuchs
Filigrane Schwarz-Weiß-Bilder, ein paar Tupfen Farbe und ein leiser, poetischer Text begleiten Fuchs und Paradiesvogel auf ihrer wundersamen Reise durch die Nacht. Der Tipp von Silke Rabus.
„Aus dem Schatten trat ein Fuchs. / Lautlos schlich er durchs Gebüsch. / Kühl war die Erde. / Feucht war der Grund.“ 
Von Anfang an liegt ein Zauber über dem schön aufgemachten Bilderbuch, das 18 lyrische Texte ganzseitigen Schwarz-Weiß-Illustrationen gegenüberstellt. Im fein gesponnenen Zusammenspiel von Wort und Bild entsteht so eine stille nächtliche Welt, in der sich ein Fuchs auf eine Reise begibt: „Ihm war nach Farbe“, heißt es da, doch wofür die Farbe steht, bleibt lange im Vagen.
Die Sehnsucht nach Farbe
Allein ist der Fuchs mit seiner Sehnsucht nicht: „Ein Vogel erwachte. / Er zwitscherte sachte. / Auch ihm war nach Farbe. / Doch die Nacht war noch jung.“ Fuchs und Paradiesvogel bleiben beisammen. Und sie ziehen, aus immer neuen Perspektiven abgebildet, gemeinsam durch Berge und Täler, durch Zeiten und Träume. Prächtige Sternenhimmel und gewaltige Wolkentürme bilden die verwunschene Kulisse für eine inspirierende Suche nach dem Unbestimmten. Manchmal streunen beide gut sichtbar durch die Bildmitte, manchmal sind sie kaum zu entdecken im präzise gesetzten Grau in Grau, das nur zwei Mal einen Farbtupfer erhält – die Kolorierung stammt von Thomke Meyer. Hier und da halten die Gefährten auf ihrer unsteten Wanderung auch inne: „Zwischen Blättern und Ästen. / Im Gehölz ganz weit oben. / Saß ein Junge und lauschte.“ Begegnungen wie diese sind reine Poesie, die nicht nur in behutsamen Wortbildern, sondern auch in den feinfühlig komponierten Illustrationen ihren Ausdruck finden.
Verwunschene Nachtlandschaften
Die nahezu quadratischen Bilder bestechen durch ihren filigranen Strich, der allenfalls ab und zu mit schwarzen Flächen korrespondiert. In den ruhigen, verwunschenen Nachtlandschaften wachsen grazile Blumen und sturmverwehte Bäume, flattern zart gepunktete Schmetterlinge über den blütendurchzogenen Himmel, kriechen geometrisch gemusterte Käfer durch das störrische Schilf. Überall finden sich geheimnisvolle Zeichen, Buchstaben, Zahlen oder Dinge, die ihre Spuren legen und doch in die Irre führen. Alles hat Bedeutung und ist zugleich ohne Zweck. Dass dieses traumhafte Bilderbuch nicht nur klug über Sehnsucht, Einsamkeit und vor allem die Liebe erzählt, sondern den Fuchs gegen Ende seiner Reise doch noch zur Farbe führt, ist jedenfalls das reinste Glück.
Silke Rabus
 
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    TitelAus dem Schatten trat ein Fuchs
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    Autor:inEinar Turkowski
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    GenreFiction
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    VerlagGerstenberg Verlag
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    Erscheinungsdatum2019
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    Seiten40
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    Illustrator:inEinar Turkowski
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    Bewertung
 
									 
									 
									 
									