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Das Elfen - Buch

| Fachredaktion | Bilderbuch

Benjamin Lacombe und Sebastien Perez haben mit dem "Elfen-Bestimmungsbuch" ein bildgewaltiges Werk zwischen Fiktion und Dokumentation erschaffen: Die Kröte des Monats von Christina Ulm und Kathrin Wexberg.

An der Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation siedeln Sébastien Perez und Benjamin Lacombe ihre erneute Zusammenarbeit an und betreiben enormem Aufwand bei der Buchgestaltung.

Zwischen Fiktion und Dokumentation

Handschriftliche Tagebucheinträge, Briefe, Forschungsnotizen und Zeichnungen bilden ein fiktionales Album rund um den russischen Naturwissenschaftler Alexander Bogdanowitsch, der 1914 von Rasputin persönlich nach Frankreich entsandt wird, um ein Unsterblichkeitselixier zu entwickeln.

Was er in den Wäldern von Brocéliande in der Bretagne findet, ist jedoch von noch viel grösserem Wert: nach und nach zeigt sich, dass jede Pflanze des Waldes von einer unbekannten Art bewohnt ist. Diese Wesen versteht der überwältigte Bogdanowitsch erst nach und nach zu kategorisieren: "Pilularia animans", kleine amphibische Wesen, die in Pillenfarn leben, "Aruma animans", lebende Beeren oder  "Hellebora", die anmutig zwischen Grünem Nieswurz tanzen.

Überbordende Bildwelten

Diese Wesen sind ganz typisch für Lacombe "grenzwertig" angelegt: Während es ja in der Biologie eine ganz klare Unterscheidung zwischen Pflanze, Tier, Mensch gibt, wird diese hier auf faszinierende Weise aufgehoben, weil ihre Existenz stets zwischen Pflanze, Tier, Mensch und Elfe changiert. Das akribische Zeichnen der Botanik und exakte Abbilden von Pflanzen und Lebewesen steht dabei in interessantem Kontrast zu den überbordenden Bildwelten, die die scheuen Wesen porträtieren.

Während Bogdanowitsch diese zunächst skrupellos zerstört, um sie zu erforschen, erhöht er sie schliesslich als zu schützende Lebewesen und weigert sich, weiterhin Berichte über seine Forschungen an Rasputin zu liefern.

Die grosse Frage nach der Ethik in der Wissenschaft

So lässt sich das Buch auch als Parabel auf die Frage nach der Ethik in der Wissenschaft lesen. Gleichzeitig ist es eine Geschichte des zunehmenden Wahnsinns: Schliesslich wird uns die magische Welt der Wälder von Brocéliande nur aus der Perspektive von Bogdanowitsch geschildert. Ganz im Sinne des Konzepts des "unzuverlässigen Erzählers" bleibt letztlich offen, ob die in Bild und Text dargestellten Wesen nun "real" sind oder lediglich seiner übersteigerten Phantasie entspringen. Das Verwischen der Grenzen zeigt sich auch im Verbleib des auf der Bildebene zunehmend zurücktretenden Wissenschaftlers, der zum Teil der magischen Welt wird und nicht mehr in die Zivilisation zurückkehrt.


Das französische Original "L'Herbier des Fées" ist übrigens auch als E-Book mit aufwändigen Animationen erschienen.



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Fachredaktion

  • Titel
    Das Elfen - Buch
  • Autor:in
    Sébastien Perez
  • Verlag
    Jacoby & Stuart
  • Erscheinungsdatum
    2012
  • Seiten
    64
  • Illustrator:in
    Benjamin Lacombe
  • Übersetzer:in
    Edmund Jacoby
  • Bewertung