Das tonners Telefon
Höchst gewandt und elegant hat Fabulierkünstler und Geschichtenerzähler Lorenz Pauli „Das verhexte telefon“ von Erich Kästner ins Berndeutsche übersetzt. Der Buchtipp von Carol Rosa.
Puristen mögen jetzt vielleicht fragen: Braucht es überhaupt eine berndeutsche Übersetzung? Sollen die Kinder nicht einfach lieber das Original lesen? Es braucht sie. Denn nur so können die Kinder überhaupt Kästners subversiven Witz entdecken.
Einerseits ist Lorenz Pauli mit seiner Übersetzung „Das tonners Telefon“ das Kunststück gelungen so nah wie möglich an Kästners Strophen dran zu bleiben und dennoch etwas Eigenes, Unverwechselbares zu schaffen. Andererseits können nun schon die ganz Kleinen die Bekanntschaft mit dem Altmeister machen.
Virtuoser Schreibstil
Kästner ist nämlich trotz oder gerade wegen seines virtuosen Schreibstils mehr für die Eltern denn für die Kinder ein Begriff. In den Buchläden und Bibliotheken werden vor allem Kästnerfilme gekauft und ausgeliehen – in den letzten Jahren sind einige seiner Klassiker höchst gekonnt adaptiert worden. Die Originale jedoch bleiben ungelesen liegen. Der Grund: Kästners Schreibstil bleibt selbst wenn die Eltern vorlesen, nur schwer zugänglich.
So war es auch bei Pauli zu Hause die Mutter, die ihrem Jungen aus ihren Lieblingsbuch vorlas. Scheinbar nachhaltig sog Pauli den fast magischen Umgang Kästners mit Sprache und Inhalt auf und lernte, dass es keiner leeren Hülsen des Reimes Willen oder einem Verbiegen der Sprache des Inhalts wegen bedarf. „Nur augenzwinkernde Fabulierkunst in perfekter Form“, so Pauli.
Kindlich-grauslige Lust
Schliesslich weckt Pauli wunderbar die Lust auf Versen, Reimen und Rhythmus, aber auch die kindlich-grauslige Lust auf schlimme Geschichten. Etwa wenn mit Arthurs Arm in Folge unglücklicher Verwicklungen Unvorstellbares passiert: „Ds Trudi chräjt wie ne Sirene: Arthurs Arm fat sech a dehne. U trotz Päägge u Alarm gits dryssg Meter Arthur-Arm“.
Oder wenn Carla mit dem „tonners Telefon“ im Namen des Störungsdienstes honorierte Herren auf die Schippe nimmt, so dass „D Bundesrät (grad alli sibe!) singe der „Nabucco“Chor“. Doch prompt folgt gleich von Carlas Klassenlehrer die Strafe auf die Übeltat: „Nüt isch gsy mit Lieder singe. D Carla het er bös versunge.“
Carol Rosa
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TitelDas tonners Telefon
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Autor:inLorenz Pauli
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VerlagMupf Verlag
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Erscheinungsdatum2009