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Der arme Peter

| Fachredaktion | Bilderbuch

Dieses Buch sollte man auf keinen Fall verpassen: Heinrich Heines "Der arme Peter" inszeniert als Bilderbuch von Peter Schössow. Der Bilderbuch-Tipp von Franz Lettner. 

Der Hans und die Grete tanzen herum,
Und jauchzen vor lauter Freude.
Der Peter steht so still und stumm,
Und ist so blass wie Kreide.

So beginnt Heinrich Heine sein Gedicht „Der arme Peter“, das 1822 im Rahmen des Zyklus »Junge Leiden« erstmals publiziert und dann 1827 in »Das Buch der Lieder« aufgenommen wurde.
Es ist ein romantisches Gedicht, in dessen Mittelpunkt ein unglücklich Liebender steht, der zusehen muss, wie seine Geliebte heiratet. Er selbst vergeht vor Traurigkeit, steigt sogar auf einen Berg, vermutlich um sich herunterzustürzen, wird blass und blässer, bis es heißt: „Die Mädchen flüstern sich ins Ohr: / »Der stieg wohl aus dem Grab hervor.« / Ach nein, ihr lieben Jungfräulein, / Der legt sich erst ins Grab hinein.“ Da nämlich will er bleiben – „Und schlafen bis zum Jüngsten Tag.“

Verschmähte beziehungsweise unerwiderte Liebe, unendliche Traurigkeit bis hin zur Weltverdrossenheit – sind dies Themen für das Bilderbuch? Und wie setzt man sie für dieses Genre um? Der Hamburger Illustrator Peter Schössow macht das dramaturgisch außerordentlich klug: Er inszeniert den „armen Peter“ als Theaterstück von Kindern für Kinder, holt es damit quasi aus den lyrischen Höhen herunter. Und um die Aufführung herum baut er einen Rahmen: Im Vorspann sehen wir die Kinder, Schauspielerinnen und Publikum, zum Theater gehen, im Nachspann verlassen sie grüppchenweise das Haus – und kehren in ihre „richtige“ Welt zurück. Mit dieser Erzählstrategie bindet Schössow Heines Stoff in den kindlichen Alltag ein. 

In der Darstellung des Stückes wechselt er permanent die Perspektive: Lässt uns LeserInnen einmal aus dem Zuschauerraum auf die Bühne blicken und dann wieder von der Bühne in den Zuschauerraum. Damit erleben wir das Stück nicht nur über das Bühnenbild und die Schauspieler, sondern auch über die Reaktionen des Publikums. Beide Räume sind perfekt bis ins kleinste Detail dargestellt, die Bühne wird ebenso ausgeleuchtet wie das Parkett, der Wechsel der Perspektive bringt Dynamik und Komik und unterstützt zugleich auch das Verständnis des fast zweihundert Jahre alten Gedichts. 

Peter Schössows „Der arme Peter“ ist eine wunderbare Gelegenheit wieder einmal ins Theater zu gehen, entweder mit Kind und Kegel an einem Sonntagnachmittag, aber auch mit einer ganzen Schulklasse unter der Woche!


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Fachredaktion

  • Titel
    Der arme Peter
  • Autor:in
    Heinrich Heine
  • Verlag
  • Erscheinungsdatum
    2013
  • Seiten
    48
  • Illustrator:in
    Peter Schössow
  • Bewertung