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„Ich bin nicht müde“, sagt Elias vor dem Schlafengehen. „Weil ich nie müde bin. Und weil nachts die Monster kommen.“ Doch Papa gibt Elias einen Kuss und rät ihm, an etwas Schönes zu denken. „Dann schläfst du bald ein.“ Doch wie soll das gehen, wenn es so dunkel ist und immer wieder unheimliche Schatten an der Wand zappeln? Zum Glück gibt es den Stoffpinguin Olaf: eine feste Umarmung und schon fallen Elias die Augen zu. Und eine wilde Traumnacht beginnt, in der ein Wolf die schillernde Hauptfigur spielt.

Streunender Traumwolf
Mit opulenten Bildern illustriert Stefanie Harjes Elias’ Träume, die so ungezähmt wie tröstlich sind. Ein Alptraum, durch den ein Wolf mit schrecklichen Zähnen und glühenden Augen schleicht, steht ganz zu Beginn. Als der Junge ein zweites Mal ins Reich der Träume entschwebt, ist Olaf mit von der Partie und der Wolf sieht längst nicht mehr so gefährlich aus. „Da bist du ja wieder“, sagt der Wolf schliesslich im dritten Traum, und hilft bei der Suche nach einem Schlüssel für die erträumte Schatzkiste. „Komm mit, ich zeige dir den Weg.“ Wie schön ist das denn?

Zwischen Wachen und Schlafen
Dem Traumexperten und Bestsellerautor Stefan Klein gelingt es ausnehmend gut, seinen Protagonisten durch dessen Träume zu begleiten. In den Wachphasen stellt er Elias mal seinen Papa, mal seine Mama und mal seine Oma zur Seite. Ohne betulich zu wirken, verknüpfen diese die losen Enden zwischen Traum und Realität und geben dem Kind mit scharfsichtigen Antworten und zarten Berührungen Halt. Und das tut gut. Jeder weiss ja, wie schutzlos man sich in der Nacht mitunter fühlen kann. Im Anhang werden dann weitere wichtige Fragen geklärt, etwa ob Alpträume gefährlich sind oder was beim Einschlafen geschieht.

Grenzenlose Fantasieräume
Besonderen Reiz bezieht das sorgsam gestaltete Buch allerdings aus seinen Bildern. Während die Rahmenhandlung in karg gestrichelten und weitgehend schwarz-weissen gehaltenen Zimmern verortet ist, präsentieren sich die Traumsequenzen als bunte, wilde, grenzenlose Fantasieräume, in denen alles Vorstellbare seinen Platz findet: Bildhübsche Mädchenfiguren treten im Kontrast von dick aufgetragener Farbe und zarten Collagen ebenso auf wie Fische, Vögel und Blumen oder zauberhafte Mischwesen zwischen Pferd, Mensch und Stier. Dazwischen streunt der Wolf, mal mit einem Ritterhelm maskiert, mal in einen Federrock gehüllt, mal blutrot eingefärbt. Die Kraft dieser betörenden Bilder wirkt noch lange nach, und das im besten Sinne: Dass Elias „vor Träumen keine Angst haben muss“, heisst es nämlich ganz zum Schluss, „das weiss er von nun an ganz sicher.“