Leo. Dünen, Strand und mehr
Dieses Bilderbuch darf ebenso wenig im Feriengepäck fehlen, wie die obligatorische Sandschaufel. Warum? Das verrät Leporello-Redaktorin Denise Jacottet in ihrem Bilderbuch-Tipp.
Lorenz Pauli schildert die Ferienidylle am Meer aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Erwartungen an einen erholsamen Urlaub der Eltern entsprechen nicht den Bedürfnissen und Wahrnehmungen von Leo. Er findet auf dem Weg zum Strand ein Gummiband, 14 goldene Kronkorken, einen Einkaufszettel, drei Glitzersteine, eine Muschel und ein Stück Schnur. Für ihn sind das seine wertvollen Strandschätze. Für die Eltern sind diese Funde bedeutungslos und sie fordern Leo auf: „Leo! Lass den Müll liegen!“
Da Eltern- und Kinderperspektive getrennt dargestellt werden, lässt sich das Bilderbuch aus unterschiedlichen Blickwinkeln lesen. Dieser zweiteilige Zugang ist einzigartig und spannend. Eine kluge typographische Gestaltung verstärkt diesen Effekt noch. Ein erster Erzählstrang führt nah an Leo und dessen Weltsicht durch die Geschichte. Der zweite gehört ausschliesslich den elterlichen Ermahnungen. Ihre Anweisungen sind grösser und in Schreibmaschinenschrift abgedruckt und stehen etwas abgesetzt vom restlichen Text. Dadurch wird der Aufforderungscharakter der Aussagen der Eltern auch optisch noch verstärkt.
Die Bilder von Suse Schweizer, welche bereits im Innendeckel beginnen, werfen einen detailreichen Blick auf die Geschichte. Durch eine flächige Unterteilung des Bildraums versucht Schweizer, die Me(e)hrperspektivensicht auch gestalterisch umzusetzen. Die Bilder sind dabei hauptsächlich in den Farben gelb (Sand) und blau (Meer und Himmel) gehalten oder nutzen den freien Raum als Gestaltungselement. Diese durchgehende Farbgebung verleiht dem Buch eine zusätzliche Ausdrucksstärke und Intensität.
In diesem Bilderbuch funktionieren beide Erzähllinien wunderbar, sowohl alleine - als auch gemeinsam gelesen. Es eröffnet sich ein interessanter Blick auf Familienferien. Ein Bilderbuch mit Me(e)hrwert.
Fachredaktion
