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Mikas Himmel

| Kinder- und Jugendredaktion | Bilderbuch

Wie geht eine Familie damit um, wenn ihr Hund stirbt? Davon erzählt das warmherzige Bilderbuch «Mikas Himmel» von Annemarie van Haeringen und Bibi Dumon Tak: Mit einer besonderen Bildsprache und kurzen, aber wirkungsvollen Texten. Der Buch-Tipp der Nachwuchsredaktorin Sophie Burkhalter.

Bereits das Cover des Buches ist besonders gestaltet: Beim Darüberstreichen erinnert das Fell des Hundes Mika an Papier. Wer dann das Buch aufschlägt, den begrüsst eine schwarze Wolke auf weissem Grund. Sie wird sich durch das ganze Buch ziehen. Sehr passend, tobt doch während der ganzen Geschichte ein Unwetter.

Der Erzähler bleibt namen- und gesichtslos. Die Geschichte wird in der Wir-Perspektive erzählt. Vielleicht, weil dieser Verlust die ganze Familie betrifft.

Zu Beginn nimmt die schwarze Wolke die gesamte Doppelseite ein. Nur unten rechts bleibt eine kleine Ecke Dunkelblau frei. Auf der rechten Seite ist Mika in ihrem Körbchen zu sehen. Ihr Kopf hängt über den Rand, so als würde sie schlafen oder dösen. Sie wurde mit klaren weissen Strichen festgehalten. Die Zeichnung wirkt, als hätte sie ein Erwachsener mit Strassenkreide auf Asphalt gemalt, um seinem Kind eine Geschichte zu erzählen.

Schwarze Wolken
Der kurze Text auf der rechten Seite hat die gleiche Farbe wie die dunkelblaue Ecke rechts unten. Er macht uns klar, dass Mika nicht schläft, sondern von uns gegangen ist. Und zwar auf eine poetische und warmherzige Weise:

«Schwarze Wolken bedeckten den Himmel, als Mika uns verließ.
Der Himmel grollte.
Der Regen tollte.
Doch wir nahmen nur wahr, wie Mikas letzter, allerletzter Atemzug über den Rand ihres Körbchens strich.»

Da Text und Zeichnung klein gehalten sind, dominiert das Schwarz der Wolke im Hintergrund. Das macht das erdrückende Gefühl spürbar, wenn wir machtlos zusehen müssen, wie jemand geliebtes stirbt. Gleichzeitig wird deutlich, wie das Gewitter draussen die Szene gewissermassen umschliesst.

Besondere und gut durchdachte Gestaltung
Die Seitengestaltung wird beibehalten: Links eine Kreidezeichnung und rechts der Text in der gleichen Farbe, wie die, die hinter dem Schwarz hervorschaut: Violett, hellblau, gelb … Die Farben werden immer heller und freundlicher und die Flächen immer grösser. Langsam nimmt die schwarze Farbe die Form eines Hundes an – so als würde Mika sich entfernen. Der Umriss verändert sich: knurrt oder tollt herum. So fügt die Gestaltung der Geschichte eine weitere Ebene hinzu. Sehr gelungen!

Als die Familie ihren Hund beerdigt, verschwinden die Kreidezeichnungen. Nun müssen sie sich vorstellen, was Mika gerade macht und wie es im Himmel aussieht. Gibt es dort Äste zum zerbeissen und Katzen zum Jagen?

Ein Hund mit Engelsflügeln
Der Sohn der Familie breitet seine Jacke über die tote Mika aus, damit sie nicht nass wird. Dabei werden seine Gedanken im Hintergrund in den farbigen Flächen um den schwarzen Hundeumriss herum verdeutlicht. Dort ist Mika mannigfach im Regen zu sehen. Einmal mit Engelsflügeln, einmal mit einem Regenschirm. Auch hier sind die Zeichnungen einfach gehalten, sind deshalb aber nicht weniger wirkungsvoll. Mit einigen schwarzen Linien wird der Hund lebendig.

Kurze berührende Texte
Die Texte gehen unter die Haut; und das ohne Effekthascherei. Der Familienzusammenhalt und ihre Trauer wird mit wenigen Worten spürbar, ohne dies ausführlich beschreiben zu müssen. Sie wird vor allem durch ihre Handlungen deutlich, oder durch Sätze wie:

«Wir fingen den Regen mit unseren Gesichtern auf.»

Kleine Dinge, wie dass der Sohn, im Buch nur Kleiner Bruder genannt, Mika ihren Ball zum Spielen mit ins Grab legt, oder dass die anderen ihm die Fragen, was Mika im Himmel tut, nicht beantworten können, rühren zu Tränen.

Dieses Bilderbuch hat das Herz am rechten Fleck, ist besonders und tröstlich zugleich.


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Mikas Himmel
  • Autor:in
    Bibi Dumon Tak und Annemarie van Haeringen
  • Verlag
    Gerstenberg
  • Erscheinungsdatum
    2017
  • Seiten
    32
  • Illustrator:in
    Bibi Dumon Tak und Annemarie van Haeringen
  • Übersetzer:in
    Meike Blatnik
  • Bewertung