Monsieur Matisse und seine fliegende Schere
Die Niederländische Künstlerin Annemarie van Hareringen widmet sich erneut einer prägenden Persönlichkeit des beginnenden 20. Jahrhunderts. Nach Coco Chanel gibt ihre neue Bilderbuchbiografie nun faszinierende Einblicke in Henri Matisse Leben. Der Bilderbuch-Tipp von Andrea Kromoser.
Nach einer Operation erwacht der schwer kranke Monsieur Matisse in einem völlig weissen Zimmer. Für den Maler mit der „Sonne im Bauch“ ist die Farblosigkeit ein Albtraum. Er verlangt nach Pinsel und Farben, muss jedoch erkennen, dass diese Arbeitsmaterialen im Krankenbett nicht geeignet sind.
Durch Zufall greift Matisse zur Schere. „Seine Assistentin hat ihm Croissants gebracht. Aus der Brötchentüte schneidet Monsieur Matisse eine Schwalbe aus.“ Dieses Flügelwesen wird später mit ihresgleichen durch das Gemälde „Der Papagei und die Meerjungfrau“ segeln. Für Henri Matisse ist die Schwalbe der Beginn seiner Scherenschnittbilder und eine wunderbare Entdeckung: „Das ist ja Zeichnen und Malen in einem!“ Er experimentiert mit Formen und Farben, schneidet aus, ordnet an und collagiert.
Live dabei
Annemarie van Haeringen lässt ihre LeserInnen diesen Schaffensprozess unmittelbar und unverfälscht miterleben. Wie schon in ihren Chanel-Darstellungen nähert sich die Illustratorin erneut über die genaue Wiedergabe der körpersprachlichen Merkmale ihrer Figur an. Wer Fotografien des Künstlers betrachtet, erkennt sofort deren verblüffende Entsprechung zum Bilderbuch-Protagonisten. „Monsieur Matisse und seine fliegende Schere“ ist das Porträt der späten Jahre des Künstlers, die Darstellung einer bedeutenden, künstlerischen Entdeckung sowie eine beeindruckende Bilderbuch-Geschichte über einen Mann und seine schwerere Krankheit – faszinierend erzählt in kräftigen Farben und Formen.
Fachredaktion

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TitelMonsieur Matisse und seine fliegende Schere
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Autor:inAnnemarie van Haeringen
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VerlagVerlag Freies Geistesleben
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Erscheinungsdatum2015
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Seiten32
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Illustrator:inAnnemarie van Haeringen
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Übersetzer:inRolf Erdorf
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