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Insgesamt siebzehn Texte, kurze und längere Gedichte, Fabeln und Märchen, von fünfzehn Autorinnen und Autoren hat Regina Kehn für ihr Projekt ausgewählt: Zu alten Bekannten wie den Brüdern Grimm, Theodor Storm, James Krüss, Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern gesellen sich Franz Kafka, Georg Heym, Günter Eich, Günter Kunert, Daniil Charms, Paul Zech, Friederike Mayröcker und Rose Ausländer. Ebenso vielfältig und überraschend wie die Textauswahl, die sich deutlich von anderen Anthologien abhebt, ist Kehns künstlerischer Zugang. Für jeden Text findet und erfindet die Künstlerin eine individuelle Bildsprache, indem sie Illustrationstechnik, Zeichenstil und typografische Gestaltung variiert. Charms «Fuchs und Hase» schlüpfen in die Form eines bunten Comics, die Lettern zu Ringelnatz' «Arm Kräutchen» werden auf braunes Packpapier gestempelt, Krüss’ «Garten des Herrn Ming» in schönste Rot- und Brauntöne getaucht und Heyms «gefangene Tiere» erinnern unweigerlich an prähistorische Höhlenmalereien. Ob kräftig, blass, monochrom oder mehrfarbig, ob gemalt, gezeichnet, gedruckt oder collagiert, ob gestempelt, gepinselt oder in Schönschrift geschrieben: Immer stehen Text und Bild gleichberechtigt nebeneinander, greifen ineinander und verschmelzen miteinander. Es gilt, Kehns künstlerisch-experimentelle Bildgeschichten zu erlesen und zu erleben – sie in und an sich zu spiegeln, zu brechen und zu hinterfragen, den Lesarten der Künstlerin nachzuspüren und eigene zu entwickeln. Dazu lohnt auch ein Blick in den Anhang des Buches, denn dort laden, nebst kurzen Biografien der Autorinnen und Autoren, die Originaltexte zur erneuten Lektüre ein. Aufregend, unerwartet und wundersam wandelbar sind die Sprachbilder, die auf diese Weise zwischen den Zeilen und Bildern entstehen.