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Ode an einen Stern

| Kritikerjury | Familienbuch

«In einem Anfall hemmungsloser Liebe griff ich nach einem himmlischen Stern.» Wer sonst als der chilenische Dichter Pablo Neruda könnte seinen Leserinnen und Lesern einen Stern vom Himmel holen? Nerudas Gedichte sind poetische Glanzlichter.

Das Universum und dessen Himmelskörper spielen in zahlreichen Gedichten Nerudas eine zentrale Rolle, dienen ihm als Metaphern oder gar Sinnbild der Liebe. Die «Ode an einen Stern» ist eines von Nerudas poetischen Glanzlichtern, das in wenigen Strophen zentrale Konstellationen des menschlichen Daseins und Zusammenlebens offenlegt. Der Text erzählt von der Liebe, ihren Schatten- und Sonnenseiten, von Verlustängsten, Schuldgefühlen und der Grösse, die sich hinter dem selbstlosen Verzicht verbirgt. Neruda braucht dafür jedoch keine lange Abhandlung. In klaren und knappen Sätzen erzählt er seine für Jung oder Alt verständliche Geschichte: Die Gefühle, die er sein namenloses Ich empfinden lässt, sind universell und kennen keine Altersbegrenzung. Das Ich, dem die spanische Illustratorin Elena Odriozola eine haarlose männliche Gestalt gegeben hat, klettert in einer tiefschwarzen Nacht auf einen Wolkenkratzer und holt einen Stern vom Himmel. Es ist ein wunderschöner und fragiler Stern. Ein Stern, dessen Leuchtkraft sich weder durch Matratzen noch durch Häuserwände bändigen lässt. Das unruhige «astrale Leuchten» des Sterns gibt dem Erzähler jedoch das Gefühl, etwas Falsches getan zu haben. Schuldgefühle kriechen in ihm hoch, trüben die Freude an seinem grossen Fang. Die Menschenansammlung unter seinem Fenster, aus dem der Sternenglanz ungebändigt in das Freie drängt, lässt ihn schliesslich einsehen, dass er den Stern nicht für sich allein behalten kann. In einem Taschentuch versteckt bringt er ihn an den Fluss und setzt ihn im nachtschwarzen Wasser aus. Nerudas Gedicht findet in den flächigen Bildern von Odriozola ein kraftvolles Pendant. Im Gleichklang mit dem Text tragen sie mit ihrer wohltemperierten Farbigkeit die Verse und lassen deren Emotionalität lebendig werden. 


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Kritikerjury

Seit 2009 gibt Leporello.ch in Kooperation mit 1001 Buch, der STUBE sowie dem Rezensionsteam von KJM Bern-Freiburg die Empfehlungsliste LeporelloLesen heraus. Die Kritikerjury setzt sich aktuell zu...
  • Titel
    Ode an einen Stern
  • Autor:in
    Pablo Neruda
  • Genre
    Fiction
  • Verlag
    Bajazzo
  • Erscheinungsdatum
    2011
  • Seiten
    32
  • Illustrator:in
    Elena Odriozola
  • Bewertung