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Aventias Stunde

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Indem sie eine ganz normale Familie ihre Identität verlieren lässt, verknüpft die Freiburgerin Monique Baeriswyl-Mauron in ihrem Erstling „Aventias Stunde – Cilia und Lars im Bann der Kelten“ auf packende Weise unsere heutige Zeit mit dem Alltag der Kelten. Die Kritik der Nachwuchsredaktorin Nora Steiner.

Stell dir vor, du und deine Familie würden plötzlich durch eine fremde Familie ersetzt: Weder Grosseltern noch Schulfreunde erkennen euch, in eurem Wohnzimmer sitzen Doppelgänger, ihr steht da ohne Identität.

Dies geschieht der Familie Huber in Baeriswyl-Maurons Roman  „Aventias Stunde – Cilia und Lars im Bann der Kelten“. Aufgrund eines Streits rennt Lars in die Dunkelheit davon. Vater, Mutter und Schwester eilen ihm nach. Beim alten Keltengrab finden sie den Teenager wieder – und wollen versöhnt den Rückweg antreten, als ein wunderschön orange leuchtender Nebel erscheint. Staunend durchqueren sie die Nebelschwaden – und als sie zuhause ankommen, ist nichts mehr, wie es war: In ihrem Haus wohnt eine andere Familie, Hubers werden als Betrüger hingestellt, die Kinder Cilia und Lars müssen ins Kinderheim. Zum Glück findet der Vater Ralf eine Hütte nahe am Waldrand. Eine Hütte, die ihm noch nie zuvor aufgefallen ist. Umzäunt und ausgestattet mit einer offenen Feuerstelle, Fellen und zahlreichen tönernem Geschirr erinnert sie an eine längst vergangene Zeit. 

Satz-Pingpong
Während Familie Huber sich in dieser Hütte über Wasser hält, wird die Geschichte des Kelten Calans um 427 v. Chr. erzählt. Calans grösster Wunsch ist es, Druide zu werden und Medb, die Tochter des Stammführers zu heiraten. Doch beides lässt seine niedere Herkunft nicht zu. Und zu allem Überfluss hat Medbs Bruder noch eine Rechnung mit ihm offen ...

In Calans vergangener Welt lebt man sich als Leserin dank ausführlichen Beschreibungen sofort ein. Vielseitig schildert Baeriswyl-Mauron den arbeitsreichen Alltag. Aber auch innere Vorgänge, Gedanken und Gefühle Calans kommen nicht zu kurz. Leider gelingt der Autorin dies in den Jetzt-Sequenzen der Familie Huber nicht ganz so gut: Dialog folgt auf Dialog, es entsteht ein regelrechtes Satz-Pingpong. Auch die Figurenzeichnung bleibt eher blass und die jeweiligen Handlungsmotivationen sind nicht immer verständlich. So akzeptieren die Eltern etwa ihre neue Situation widerstandslos: Statt sich zu wehren, ziehen sie sich zurück und finden sie sich mit ihrem Identitätsverlust einfach ab.

Puzzleteil um Puzzleteil
Da es kaum Berührungspunkte zwischen beiden Handlungsstränge gibt, ist man als Leserin dennoch bis zum Schluss gespannt, wie genau denn jetzt die Zeit der Kelten mit dem Rätsel um Familie Hubers Identitätsverlust zusammenhängt. Weil man hofft, vielleicht beim nächsten Kapitel ein weiteres Puzzleteil an seinen Platz fügen zu können, und unbedingt mehr über Calans Leben erfahren will, kann man den Jugendroman kaum weglegen. Auch als das Mysterium scheinbar gelöst ist, stellen sich der Familie noch zahlreiche Hürden in den Weg, die den Rückweg in ihr altes Leben erschweren. Es bleibt also bis zum Schluss spannend.


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Aventias Stunde
  • Autor:in
    Monique Baeriswyl-Mauron
  • Verlag
    sage und schreibe
  • Erscheinungsdatum
    2017
  • Seiten
    327
  • Bewertung