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Das Reich der Tränen

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Mia flüchtet sich in eine Fantasiewelt. Als diese zu zerbrechen droht, begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise. Geschickt balanciert der Jugendroman „Das Reich der Tränen“ von Janine Wilk zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Die Kritik von Johanna Hinkerohe.

„Ich mach immer alles falsch, sogar wenn ich nicht weiss, warum!“ Mit dieser Einstellung bestreitet Mia ihren Alltag. Mia hat eine schwere Kindheit, das merkt man schon zu Anfang des Buches, wenn man das erste Mal mit ihrer Familie konfrontiert wird. Sie wird von ihrer Mutter geschlagen und ihr Vater lebt, als würde seine Tochter gar nicht existieren.

Sich in Fantasiewelten träumen

Immer wenn ihr diese Welt zu viel wird, träumt sie sich in ihre Fantasiewelt. Mia nennt diese Welt „Das Reich der Tränen“, die Bewohner dieses Reiches nennen sie aber „Diadala“.  Mit diesen Bewohnern lebt Mia in einem der zahlreichen kleinen Dörfer. Im Gegensatz zu ihrem Freund, dem Kometendrachen Goldiur, lebt Mia dort unter ihresgleichen. Doch in dieser Welt gibt es auch düstere Geschöpfe: Schattenmenschen und eine Königin mit Spinnenbeinen. Diese Königin Zenoide, welcher ihrer Mutter erschreckend ähnlich ist, will Mia tot sehen. Sie versucht Mias Freund, Goldiur, gefangen zu nehmen. Während sich in der Realität die Probleme in der Schule und mit den Eltern häufen, begibt sich Mia gleichzeitig in Diadala auf eine Reise um Goldiur zu retten. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

„Das Reich der Tränen“ ist in der dritten Person geschrieben und wechselt zwischen der Realität und der Fantasiewelt. Besonders beeindruckend finde ich, dass Mias Familienprobleme von einer wahren Geschichte inspiriert sind. Wie man auf den letzten Seiten des Kinderromans nachlesen kann, hatte eine Freundin der Autorin eine ähnlich traurige Kindheit. Mit diesem Wissen wird die Geschichte umso echter und überzeugender.

Mit Ausnahme von wenigen Abschnitten in Realität und Fantasie ist das Buch „Das Reich der Tränen“ gestalterisch gut durchdacht. Der Schreibstil ist packend und mitreissend. Nur manchmal ist sie leider auch ein wenig langweilig, einige Kapitel sind weit zu ausufernd und unnötig lang. Dann wiederum wirken einige Stellen erschreckend detailliert und rufen beim Lesen ein mulmiges Gefühl hervor. Das erhöht die Spannung, den Kitzel und die Neugierde.

„Weisst du was? Ich denke, dass du in Wahrheit wieder nur zu faul bist und dir gar keine Mühe geben willst.“ Der spitze Zeigefinger ihrer Mutter richtete sich erneut auf Mia. „Aber vielleicht steigert es deine Lernbereitschaft, wenn du für jedes falsch gelesene Wort eine Ohrfeige bekommst, Madame!“

Herausstechend ist das kreative Buchcover und beim Durchblättern entdeckt man an den Anfängen der Kapitel Zitate aus verschiedenen bekannten Geschichten, etwa aus „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende:

„Was ist das, Mondenkind?“„Ein Sandkorn“, antwortete sie. „Es ist alles, was von meinem grenzenlosen Reich übrig geblieben ist. Ich schenke es dir.“

Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen, jedoch gegen Ende wird sie immer verwirrender. Ich konnte mich trotzdem für dieses Buch begeistern und kann es den Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren weiterempfehlen: es lohnt sich „Das Reich der Tränen“ zu lesen!


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Das Reich der Tränen
  • Autor:in
    Janine Wilk
  • Verlag
    Thienemann
  • Erscheinungsdatum
    2014
  • Seiten
    224
  • Bewertung