Der Glücksfinder
Der Jugendroman von Edward van de Vendel und Anoush Elman beruht auf der wahren Geschichte eines afghanischen Jungen, der aus seiner Heimat fliehen muss. Der Buch-Tipp der Leporello Jugendredaktorin Sophie Burkhalter.
«Jedenfalls: Wenn ich zu viel an früher denke, wird mir schwindlig, und wenn mir schwindlig wird, sind meine Taschen doppelt so schwer.»
Hamayun ist elf, als er mit seiner Familie nach der Machtübernahme der Taliban aus Afghanistan flüchtet. Seinen jüngsten Bruder müssen sie zurücklassen, weil er noch zu jung für die Reise ist. Es steht ihnen eine beschwerliche Fahrt nach Europa bevor, die sie in Bussen, Zügen, zu Fuss und in Kofferräumen von Autos auf sich nehmen. Um überhaupt weiter zu kommen, begibt sich die Familie in die Hände von Knochenträgern, wie Hamayun die Menschenschlepper nennt. Trotz Ungewissheit und Strapazen gibt Hamayun, der Glücksfinder, die Hoffnung nie auf.
Das Buch beruht auf Anoush Elmans eigener Geschichte.
Der Co-Autor wurde in Kabul geboren. Seit acht Jahren lebt er nun in den Niederlanden und ist dort erst seit Kurzem als Flüchtling anerkannt. Später möchte er einmal an der Filmhochschule studieren. «Der Glücksfinder» liest sich denn auch wie ein Film. Die beiden Autoren beschreiben sehr genau und bildhaft. So beschwören sie Bilder, Geräusche und Gerüche herauf.
Von Roadmovie bis Reality Show
Der Roman ist in einzelne Abschnitte unterteilt, die Titel wie ‹Roadmovie› oder ‹Reality Show› tragen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Hamayun geschildert, dem Ich-Erzähler. Er berichtet in Rückblenden bis er mit seiner Erzählung in der Gegenwart angelangt.
Durch dieses Buch lernen die Leserinnen und Leser das Schicksal vieler Asylbewerber etwas näher kennen und erfahren, was es heisst, Flüchtling zu sein. Man bekommt eine Ahnung davon, was diese Flüchtlinge alles auf sich nehmen, um nach Europa zu gelangen. Wer von uns weiss schon, wie es ist, Angst zu haben, weil man jeden Moment entdeckt werden könnte?
Das Cover spricht für sich
«Der Glücksfinder» ist ein tiefgründiges Buch. Was mir auch gefallen hat, ist die Umschlaggestaltung. Auf der Vorderseite gibt es eine Klappe, unter der ein Bus (wohl in Afghanistan) abgebildet ist, auf dessen Dach lauter Menschen sitzen. Dazu der Text:
„Allein aus Afghanistan sind fast 3 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.“
Kinder- und Jugendredaktion

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TitelDer Glücksfinder
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Autor:inEdward van de Vendel/ Anoush Elman
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VerlagCarlsen
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Erscheinungsdatum2011
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Seiten464
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Übersetzer:inRolf Erdorf
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Bewertung