Die letzte Haltestelle
Amsterdam 1942. Die Lage in Deutschland und anderen Ländern ist kritisch. Der 2. Weltkrieg tobt und verbreitet Terror, Angst und Schrecken. Der lesenswerte Jugendroman „Die letzte Haltestelle“ von Sharon E. McKay setzt sich insbesondere mit der Judenverfolgung im 2. Weltkrieg auseinander. Der Tipp vom Kinderredaktor Louis Epelbaum.
„Geb Achting“, flüstert die Frau Beatrix ins Ohr und reicht ihr einen Apfel. Die kleine Beatrix muss mit ansehen, wie deutsche Soldaten ihre Mutter verhaften. Denn das Mädchen und ihre Mutter sind Juden. Sie sind auf der Flucht.
Diese bewegende Geschichte wird aus der Perspektive der kleinen Beatrix erzählt, die von zwei netten, zurückhaltenden Strassenbahnführern aufgenommen und versorgt wird. Dass Beatrix dem sicheren Tod entkommt, verdankt sie den beiden bewundernswerten Männern, die damit ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Beatrix hat keine Eltern mehr, keine Zukunft und immer sitzt ihr die Angst im Nacken …
Bewegend
Der Roman ist dicht und bildhaft geschrieben. Obwohl er nur 175 Seiten umfasst, kommt es einem länger vor. Dies liegt daran, dass die Handlung realistisch und detailreich erzählt wird. Ich konnte abtauchen in eine andere Welt und war immer hautnah an der Geschichte dran. Der Roman hat mich gepackt und gleichzeitig berührt.
„Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Würde die Mutter ihr wohl etwas Süsses kaufen? Sie sah hinüber zur Ladentür. Lesen konnte sie noch nicht, aber sie wusste, was die hässlichen Wörter bedeuteten, die jemand mit schwarzer Farbe auf die Glastür gepinselt hatte: Keine Juden.“
Dies ist zum Beispiel ein Satz, der die Situation sehr glaubwürdig beschreibt. An dieser Stelle wird die Handlung aus der Sicht des Mädchens beschrieben, das in diesem Moment an Süssigkeiten denkt und die unfassbare Wahrheit hinter den Worten noch nicht versteht.
Detailreich und erschreckend
Auch die Figuren werden im Roman genau beschrieben. Beatrix ist sehr neugierig und folgsam, zugleich auch ängstlich. Die beiden Strassenbahnahnführer, die Beatrix aufnehmen sind sehr zurückhaltend und doch liebevoll. Jede Person hat ihren ganz eigenen Charakter, alle werden verschieden porträtiert. Dem Lesenden hilft das sehr, sich mit den Figuren zu identifizieren und sich auf die Geschichte einzulassen. Ausserdem kann man sich auch immer gut vorstellen, was für eine Stimmung gerade in der Luft liegt. Man spürt den Judenhass und den Krieg. Alles wird sehr anschaulich dargestellt.
Im Grossen und Ganzen ist das Buch auch sehr gut geschrieben. Es hat fesselnde Sätze und die Geschichte gefällt mir gut. Für meinen Geschmack hätte man aber das Buch noch ein bisschen länger halten können. Die Autorin schafft es, auf wenigen Seiten die Geschichte fesselnd zu formulieren. Ich lese aber gerne dickere Bücher. Denn so wird eine Geschichte für mich noch packender und anziehender, und ich kann noch besser eintauchen.
Mein Fazit: Ein glaubwürdiger und eindringlicher Roman über ein schreckliches und nach wie vor unfassbares Verbrechen. Umso bewundernswerter, dass die Autorin es schafft, die Geschichte um die kleine Beatrix trotzdem sehr liebenswert zu erzählen. Ich würde den Roman jedem 11- bis 14-Jährigen empfehlen.
Kinder- und Jugendredaktion
 
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    TitelDie letzte Haltestelle
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    Autor:inSharon E. McKay
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    Verlagcbj
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    Erscheinungsdatum2017
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    Seiten175
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    Übersetzer:inBettina Obrecht
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    Bewertung
 
									 
									 
									 
									