Die Sprache des Wassers
Nicht die Worte, sondern das, was zwischen den Worten geschrieben steht, macht den Jugendroman „Die Sprache des Wassers“ von Sarah Crossan aus. Die Kritik der Leporello-Nachwuchsredaktorin Sophie Burkhalter.
Bereits das Cover dieses Jugendromans erzählt eine Geschichte: Es ist in blau und weiss gehalten. Regentropfen sind darauf zu sehen. Das einzig Rote sind der Name der Autorin, Sarah Crossan, und ein Koffer mit einem Herz, von Amors Pfeil durchbohrt...
Wenn man das Buch aufschlägt, entsteht im ersten Moment der Eindruck, man hätte es mit Lyrik zu tun. Dem ist aber nicht so. Es handelt sich um Prosa. Der Text ist in Abschnitte unterteilt. Auf die Titel folgen jeweils Momentaufnahmen und kurze Episoden aus Kasienkas Leben. Sarah Crossan gibt die Erlebnisse der Ich-Erzähl- erin in kurzen Sätzen wieder. Das Ganze erinnert an ein Gedicht, weil ab und zu einzelne Wörter oder ein Teilsatz allein auf einer Zeile stehen. So entsteht Spannung zwischen den einzelnen Zeilen. Wörter gewinnen an Bedeutung, weil sie alleine stehen und scheinbar aus dem Satz herausgerissen wurden.
Die Themen, welche im Buch angesprochen werden, sind altbekannt. Liebe und Mobbing: zwei Dinge, die an keinem von uns spurlos vorübergehen.
Kasienka geht mit ihrer Mutter nach England, um den verschwundenen Vater zu finden.
In der Schule wird Kasienka von den anderen Mädchen gemobbt:
„Aber ich dachte, ich wäre vielleicht exotisch.
(…)
Wie ein englisches Mädchen in Danzig.
Aber ich bin kein englisches Mädchen in Danzig.
Ich bin eine Polin in Coventry.
Und das ist nicht dasselbe,
überhaupt nicht.“
Das Besondere an diesem Jugendroman ist nicht die Geschichte und es sind auch nicht die Themen. Es ist die Art, wie die Autorin Kasienkas Erfahrungen beschreibt. Sie geht sparsam mit Worten um.
Es geht nicht darum, was die Autorin schreibt, sondern darum, was sie nicht schreibt
Der Text ist sehr dicht. Darum entstehen beim Lesen auch Bilder und die Figuren werden plastisch.
„Die Sprache des Wassers“ ist aufgrund des Schreibstils trotz einer nicht aussergewöhnlichen Geschichte ein besonderes Buch.
„Kanoro sieht mich traurig an und sagt:
Glückseligkeit sollte deine Rache sein, Kasienka.
Glückseligkeit.
Und obwohl er recht hat,
fühle ich mich noch mieser,
denn ich weiss nicht,
wie man glücklich ist.“
Kinder- und Jugendredaktion
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TitelDie Sprache des Wassers
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Autor:inSarah Crossan
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VerlagMixtvision
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Erscheinungsdatum2013
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Seiten230
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Bewertung