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Eleanor & Park

| Fachredaktion | Jugendbuch

Franz Lettner vom Institut für Jugendliteratur Wien rühmt Rainbow Rowells Debütroman "Eleanor & Park" als "eine gewaltige Liebesgeschichte". 


Eleanor ist rothaarig und ein „big girl". Wie sagt man das im Deutschen?


„Sie sah nie schön aus. Sie sah aus wie ein Kunstwerk, und Kunst musste nicht schön sein; Kunst sollte etwas in einem auslösen." (Im Original: „She never looked nice. She looked like art, and art wasn't supposed to look nice; it was supposed to make you feel something.")


Park ist ein halber Koreaner und sieht gut aus, aber er ist eben ein halber Koreaner und darüber hinaus hört er schräge Musik, liebt Comics und verwendet Eyliner. Ist das nicht schwul?

Jedenfalls ist er für den Rest der Leute an der Schule ein ebensolcher Aussenseiter wie das Mädchen Eleanor. Bloss ihn lässt man in Ruhe und sie ist ein perfektes Ziel. Auch weil sie arm ist. So arm, dass sie auf Klamotten und Friseurbesuche verzichten muss, weil das Geld nicht einmal reicht, um Batterien für den Walkman zu besorgen.

Wir sind in Omaha, Nebraska, Mitte der 1980er Jahre, im Walkman laufen The Smith, Echo and the Bunnymen, auch Joy Division. Eleanor und Park sitzen Tag für Tag im Bus nebeneinander, notgedrungen vorerst. Sie hat keinen anderen freien Platz mehr bekommen, er kann sie nicht rechtzeitig abwimmeln. Irgendwann hören sie gemeinsam Parks Musik. Und lesen gemeinsam Parks Comics: Watchmen, X-Men. Und irgendwann berühren sie einander. Im Bus.

"Eleanor & Park" ist Rainbow Rowells Debütroman ist in den USA über die Massen gelobt und vielfach ausgezeichnet worden. John Green etwa schrieb in der New York Times: „"Eleanor & Park" reminded me not just what it's like to be young and in love with a girl, but also what it's like to be young and in love with a book."

Die deutsche Übersetzung des Romans besorgte Brigitte Jakobeit – und das ist an sich schon eine Garantie für Qualität. Rowell und Jakobeit lassen die beiden Jugendlichen erzählen, manchmal geradlinig, atemlos, dann wieder still und langsam, Rhythmus wie Ton wechseln manchmal so schnell wie die Erzählstimmen. Dass die Liebesgeschichte zwischen zwei so eigenartigen Figuren glaubwürdig wirkt, liegt an den Stimmen, die ihnen auf den Leib geschrieben werden.

Lesend sitzt man gebannt mit im Bus, starrt sie an und ist überrascht, wie unglaublich das ist, dass die beiden sich lieben, wie naheliegend das ist.

Und es ist eine grosse Liebe, nicht umsonst wird schon zu Beginn „Romeo und Julia" zitiert. Es ist eine gewaltige Liebesgeschichte, zu der zwei andere parallel laufen: Die von Parks Eltern, die sich immer noch anfassen und küssen und lieben, und die von Eleanors schöner Mutter und ihrem Stiefvater, einem bösartigen, versoffenen, gewalttätigen „Biest". Ein Mensch, der ein Leben zerstören kann. Und ob Liebe eine Rettung ist, ist die Frage.


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Fachredaktion

  • Titel
    Eleanor & Park
  • Autor:in
    Rainbow Rowell
  • Verlag
    Hanser
  • Erscheinungsdatum
    2015
  • Seiten
    368
  • Übersetzer:in
    Brigitte Jakobeit
  • Bewertung