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Hephzibah war schon immer die schönere, klügere und beliebtere der Zwillingsschwestern. Rebecca dagegen hat das Treacher-Collins-Syndrom, welches ihr Gesicht entstellt, zudem ist sie dünn wie eine Spargel – und lebt. Denn Hephzibah ist seit einer Woche tot und jetzt ist Rebecca der Gewalt und Missachtung der Eltern ganz allein ausgesetzt. Der Vater ist ein religiöser Fanatiker, die strenge Mutter schützt ihre Tochter nicht vor seinen brutalen Handlungen.

Schon daran, dass Rebecca ihre Eltern nicht nur mit „Vater“ oder „Mutter“ bezeichnet, sondern als „der Vater“ und „die Mutter“ zeigt, wie unpersönlich und kalt das Verhältnis zu ihren Eltern ist. Bei der weiteren Lektüre wird klar, wie schlimm es wirklich steht: stundenlanges Eingesperrtsein, die Kirche auf Knien putzen, keinerlei Aufklärung und keine Freude gibt es in ihrem Elternhaus.

Verständlich, dass Rebecca versuch, zu entfliehen, zuerst in die Geschichten der Bibliothek des Colleges, später in ein Literatursommerlager:

„Ich zog die Broschüre aus der Tasche. Ich konnte diesem glänzenden Papier nicht widerstehen, diesen lächelnden, klugen Gesichtern … Die Vorstellung, mich zwei ganze Wochen lang mit nichts anderem als mit Literatur zu beschäftigen, sandte einen Stromschlag durch meinen Körper. Mein Herz fing an zu rasen.“

Doch der Vater entdeckt die „teuflische“ Broschüre …

Luisa Reid nimmt ernste Themen in Angriff: Gewalt im Elternhaus, die keiner bemerkt, die Trauer um „Hephzibah, die Selbstunsicherheit von Rebecca. Anschaulich und einfühlsam beschreibt sie diese, als Leserin konnte ich mich sofort in die Zwillingsschwester hineinfühlen.

„In deinem Licht und Schatten“ ist nichts für Zartbesaitete. Die Ausbrüche und Misshandlungen des Vaters werden detailliert erzählt, und die Tatsache, dass diese von keinem der wenigen, aber dennoch regelmässigen Besuchern, hauptsächlich Anhängern des Vaters, bemerkt wird, ist aufwühlend und bedrückend.