Ins Nordlicht blicken
Kalt und grau ist der Science-Fiction Roman von Cornelia Franz. Er erzählt die fiktive Geschichte eines jungen Mannes und hält ein Klima-Szenario für das Jahr 2020 bereit, welches die Autorin als realistisch betrachtet. Die Buchkritik der Leporello-Nachwuchsredaktorin Sabrina Michel.
Pakkutaq Wildeisen, ein Junge, der im Jahr 2011 mit seinem dauerhaft betrunkenen Vater in Grönland lebt und Jonathan Querido, ein junger Mann, der 2020 nach Grönland fährt, sind die Hauptpersonen der Geschichte. Dass es sich bei den beiden um ein und dieselbe Person handelt, wird dem Leser schnell klar. Dies nimmt dem Buch zu Beginn leider etwas Schwung. Was der Leser jedoch nicht weiss, und was man im Verlaufe der Geschichte immer dringender herausfinden möchte, ist die Frage, wie Pakkutaq zu Jonathan geworden ist.
Für den Klimawandel sensibilisieren
Cornelia Franz will Jugendliche für die Thematik des Klimawandels sensibilisieren. Die Autorin beschreibt ein Szenario, welches sie für durchaus realistisch hält, wie sie in einem Interview verrät. Die Lage in Grönland verändert sich zwischen Pakkus Abreise und Jonathans Wiederkehr stark: Die Geschäfte florieren und auch sonst hat sich so einiges verbessert. So gibt es jetzt grönländischen Honig und auch auf dem Fischmarkt läuft es besser, nicht zuletzt dank dem Tourismus. Am Schluss des Buches wird deutlich, dass „Nuuks Aufstieg (…) unlösbar verbunden mit dem Untergang anderer Orte dieser Welt“ war. New York zum Beispiel wird 2019 auf Grund der immensen Gewalt eines Hurrikans komplett zerstört werden.
Leider wird jedoch das Thema Klimawandel zu wenig ausführlich behandelt. Man erfährt vor allem am Anfang und am Schluss einiges über die veränderte Klima-Situation, allerdings fliesst die wichtige Thematik nicht wirklich in die Geschichte ein.
Zu wenig gut recherchiert!
Erstaunlich ist auch, dass ein Bewohner von Nuuk ausgerechnet mit dem Fischfang rentable Geschäfte machen kann. Wenn man bedenkt, dass die Ausfischung der Meere eines der grossen aktuellen Probleme ist, ist es schlicht unglaubwürdig, dass sich die Fischbestände in so kurzer Zeit wieder erholen sollen.
Ausserdem geht die Autorin ganz selbstverständlich davon aus, dass es in Grönland Bienen haben wird, sobald sich das Klima dort merklich verändert. Dass die Bienen aber seit einigen Jahren ernsthafte Probleme haben und aussterben werden, wenn wir dem nicht Einhalt gebieten können, erwähnt sie nicht. Diese Fakten können nicht einfach so umgangen werden, zumal Unachtsamkeit der Menschen gegenüber Fischen und Bienen fatale Folgen für unsere Welt haben wird! Oder wie Einstein einst sagte: „Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“
Was die Autorin hingegen in der Mitte des Buches wunderbar hinkriegt, ist die Verknüpfung der Geschichten von Jonathan und Pakku. Die Lebens-Geschichten der beiden - oder eben der einen Person - fliessen reibungslos ineinander über.
Dennoch ist der Roman nicht empfehlenswert, insbesondere weil das beschriebene Zukunftsszenario schlicht nicht zu Ende gedacht ist und so nicht realistisch erscheint.
Kinder- und Jugendredaktion

-
TitelIns Nordlicht blicken
-
Autor:inCornelia Franz
-
Verlagdtv
-
Erscheinungsdatum2012
-
Seiten280
-
Bewertung