Mein Herz wird dich finden
Mit einem Gespür für Details und starken Emotionen erzählt Jessi Kirby in „Mein Herz wird dich finden“ die Geschichte von Mia. Deren grosse Liebe Jacob starb vor 400 Tagen bei einem Autounfall – doch sein Spenderherz lebt in Noah weiter. Die Kritik der Nachwuchsredaktorin Nora Steiner.
Vierhundert Tage ist es her, seit die blauen und roten Blinklichter grell vor dem blassen Himmel des Sonnenaufgangs pulsierten, die Holzlatten des Zauns zersplittert am Boden lagen und Glasscherben den Asphalt wie Kies bedeckten. Vierhundert Tage seit Jacobs Tod.
„Seine Stimme hören“
Mia versucht, Kontakt zu den Empfängern von Jacobs Organen aufzunehmen. Alle haben geantwortet, ausser dem Empfänger seines Herzens. Denn Noah kann den Gedanken nicht ertragen, nur zu leben, weil ein anderer Mensch nun tot ist. In der Hoffnung, ihren Verlust besser verarbeiten zu können, sucht und findet die siebzehnjährige Mia den Spender schliesslich über den Blog von dessen Schwester.
„Ich will mich nicht in sein Leben einmischen. Ich werde ihn nicht ansprechen und mich nicht einmal bemühen, seine Stimme zu hören. Er wird gar nicht erfahren, dass es mich gibt.“
Doch wegen seiner unglaublich grünen Augen, einem verschütteten Kaffeebecher und einem gerammten Auto lernen sich Mia und Noah trotz dieses Vorsatzes kennen und verlieben sich (natürlich) ineinander. Aber wie soll Mia ihm jetzt noch sagen, wer sie wirklich ist?
Wissenschaftlich belegt
Der Empfänger verliebt sich in dieselbe Frau, die auch sein Spender geliebt hat? Wirklich? Diese Geschichte klingt eher unglaubwürdig. Aber die Autorin untermauert sie am Eingang jedes Kapitels mit Zitaten aus wissenschaftlichen Studien der Herzforschung. So hat man zum Beispiel herausgefunden, dass es ...
„... bei Betrachtung eines Menschen, der den Spender nachhaltig beeindruckt hatte, zum Feedback starker Gefühlsbotschaften durch das gespendete Organ kommen kann, die ein Wiedererkennen signalisieren“.
Ausgearbeitete Charaktere
Ob Mias selbstbewusste ältere Schwester, die extravagante divenhafte Grossmutter oder die fürsorgliche, aber starke Mutter – jeden Charakter arbeitet die Autorin bis ins Detail aus. Ihnen allen gemeinsam ist die Hoffnung, dass Mia endlich den Verlust akzeptieren und ihr Leben weiterleben kann.
Und schliesslich wecken Jessi Kirbys detaillierten Beschreibungen von geheimnisvollen Wasserfällen, Höhlen, in denen feine Wassertröpfchen in allen Farben schillern, oder der endlosen Weite des Ozeans Fernweh und machen Lust, sich nach draussen zu legen, die warmen Sonnenstrahlen zu geniessen und sich weit weg ans Meer zu träumen.
Kinder- und Jugendredaktion
