Mogel
Ein Mal jemand anders sein, sich neu erfinden. Miguel macht genau das und wird zu Miguela – für eine Nacht. Eine Nacht voller Möglichkeiten und Grenzüberschreitungen. Ines Galling stellt Nils Mohls neuen Roman „Mogel" vor.
Aus Miguel wird Miguela – weil er seinen Kumpels im heimischen Partykeller alkoholfreies Bier statt echtem Stoff serviert, fackeln Flo, Silvester und Dimi nicht lange: Sie beschliessen, dass sich Miguel auf der Piste bis Mitternacht als Mädchen durchmogeln muss. 
Im Chackabum, dem club to be, trifft Miguel – jetzt ultimativ gestylt – auf Candy. Sie himmelt er schon lange aus der Ferne an, ohne sich jedoch den Hauch einer Chance auszurechnen, denn Candy ist schliesslich mit Hengst (der Name ist Programm) zusammen. 
Als Mädchen eröffnen sich Miguel nun allerdings ganz neue Annährungsperspektiven; zudem nimmt der Abend weitere überraschende und dramatische Wendungen, bis alles schliesslich in einem nicht unspektakulären Showdown gipfelt – Quentin Tarantino lässt grüssen!
Wie Miguel, der durch seinen Rollentausch nicht nur Geschlechtergrenzen in Frage stellt, sondern auch durch seinen Umzug vom Hochhausgetto (das man aus "Es war einmal Indianerland und Stadtrandritter" kennt) ins Eigenheim, ist auch der Roman ein Grenzgänger. Denn Nils Mohls Text ist eine Mischung aus Thriller, Schelmenroman, Komödie – plus dann noch etwas Sozialkritik. 
Leider spielt der Roman sein komisches Potenzial nicht so explizit aus wie seine Mahnungen am Ende. Letztlich weist aber der Genremix darauf hin, worum es in „Mogel" auch (und vielleicht im Eigentlichen) geht – nämlich um das Erzählen: Schliesslich erfindet Miguel als Miguela für eine Nacht eine – ihre – Geschichte, die nur so – eben als Sprache – existiert. 
Basiert also Mogeln hier auf dem Erzählen, stellt sich die Frage, ob dies auch andersherum gilt: Ist Erzählen nicht auch immer mogeln? Diese Überlegung schwingt bei Mohl mit, und sie verleiht dem Roman eine sprachphilosophische, selbstreflexive Dimension. Doch keine Angst: Sie drängt sich nicht auf. Denn an seiner Oberfläche glitzert und blinkt der Text, trotz aller Warnungen, immer noch wie die Diskokugeln auf dem Cover.
Fachredaktion
 
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    TitelMogel
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    Autor:inNils Mohl
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    VerlagRowohlt
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    Erscheinungsdatum2014
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    Bewertung
 
									 
									 
									 
									