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Pampa Blues

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Ben ist sechzehn und hängt mit seinem demenzkranken Opa in Wingroden fest. Am liebsten würde er so schnell wie möglich abhauen - aber das geht nicht. Rolf Lapperts „Pampa Blues“ ist ein ungewöhnliches Buch über das Erwachsenwerden. Der Tipp der Jugendredaktorin Sophie Burkhalter.

„Zuhause ist dort, wo jemand merkt, dass du nicht mehr da bist.“

Was gibt es schon für einen Siebzehnjährigen in einem verschlafenen Kaff in Brandenburg, Meck-Pom oder sonst wo? Nur Pampa und Blues-Stimmung! Genau so geht es Ben. Er sitzt in Wingroden fest und versauert langsam. Er muss sich um seinen senilen Grossvater kümmern, ihm beim Waschen und Essen helfen, währenddessen seine Mutter mit ihrer Jazzband durch die Welt tourt und Blues spielt. Eigentlich will Ben ja nach Afrika, wo sein Vater vor Jahren umgekommen ist. Aber er kommt nun mal nicht weg aus seinem Kaff. So weit so gut. Aber da ist noch der Dorfvisionär Maslow, der aus seinem öden Heimatort eine Touristenattraktion machen will. Um sein Ziel zu erreichen heckt er schon wieder einen seiner vollkommen verrückten Pläne aus und setzt diesen sogleich in die Tat um. Und auf einmal geht es drunter und drüber: es taucht eine erste vermeintliche Journalistin auf, ein Mord geschieht und in Maslows Wohnung wird eingebrochen …

Nun ist nichts mehr mit Pampa-Blues-Stimmung!
Der Zürcher Autor Rolf Lappert ist ausgebildeter Grafiker, Mitbegründer eines Jazz-Clubs und Drehbuchautor. Das merkt man seinen Büchern an. Sie stecken voller lauter skurriler und komischer Einfälle und sind voller starker Bilder. Beim Lesen zieht die Geschichte wie ein Film an einem vorbei. Der Ort Wingroden und die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet: Der eine ist süchtig nach Liebesfilmen, der andere ist extrem religiös und Maslow ist steinreich, trägt gerne helle Hosen und an jedem Finger mindestens einen protzigen Ring. Wingroden ist gut getroffen, es erinnert an irgendein Kaff in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg und wirkt vollkommen authentisch. Die Szenerie ist etwas trostlos, die Menschen weltfremd. Es scheint so, als wäre in Wingroden die Zeit stehen geblieben. Jeder kennt jeden. Und die jungen Erwachsenen wandern einer nach den anderen ab. Also bleiben nur ältere Menschen zurück. Seltsame Typen, die vollkommen in dieses Kaff, wo sogar die Hunde Bier saufen, passen.

Etwas traurig und etwas schwermütig
Was mir sehr gut gefallen hat, ist das Cover. Eine einsame Tanksäule spiegelt die Stimmung in Wingroden wieder. Eigentlich sollte sie ja den Autos Benzin spenden, aber mitten im hohen Gras fällt diese Aufgabe weg und sie steht sinnlos herum. Auch der Titel „Pampa Blues“ spiegelt die Stimmung in Wingroden gut wieder. Blues ist traurig und etwas schwermütig und diese Grundstimmung hat nun der Autor perfekt in die Pampa verpflanzt. Den Jugendroman „Pampa Blues“ kann man in keine Schublade stecken: Es ist kein Kriminalroman, obwohl ein Mord vorkommt. Es ist aber auch kein Liebesroman, obwohl eine kleine Liebesgeschichte vorkommt. Es ist einfach ein Roman übers Erwachsenwerden - ein Roman darüber, das Leben selbst in die Hand zu nehmen und irgend einmal anzukommen ... 


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Pampa Blues
  • Autor:in
    Rolf Lappert
  • Verlag
    Hanser
  • Erscheinungsdatum
    2012
  • Seiten
    252
  • Bewertung