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Paradiessucher

| Fachredaktion | Jugendbuch

Packend! Authentisch erzählt Rena Dumont in „Paradiessucher" von der 17-jährigen Lenka, die mit ihrer Mutter aus Tschechien in den Westen flüchtet, um Schauspielerin zu werden. Der Jugendbuch-Tipp von Céline Graf.

„Ich male mir im Kopf oft Deutschland aus, als eine bunte, nach Seife riechende Reklamewelt. (...) Dort kann man alle Träume ausleben, alles kaufen."

Natürlich ist es erst einmal nicht so, ganz und gar nicht, als Lenka tatsächlich die tschechische Grenze überquert. Verwandte nehmen sie zwar für ein paar Tage auf, aber mehr können diese nicht tun. Auf Lenka und ihre Mutter scheint niemand gewartet zu haben ausser Beamte, die viele Fragen stellen, und schmuddelige Betten im Asylheim.

In ihrem ersten Roman „Paradiessucher" erzählt die tschechische Schauspielerin und Drehbuchautorin Rena Dumont vom Verlassen der alten und suchen einer neuen Heimat. Wie ihre Protagonistin flüchtete auch die 1969 geborene Autorin im Alter von 17 Jahren zusammen mit ihrer Mutter aus dem mährischen Heimatstädtchen nach Deutschland. Dort verbrachten sie acht Monate im bayerischen Asylbewerberheim Königssee.

Nicht nur der kurzen Kapitel wegen verschlingt man das Buch geradezu. Die im Präsens geschriebene Geschichte ist packend bis zum Schluss, die Sprache direkt, manchmal jugendlich frech, manchmal erwachsen ironisch. So nennt Lenka das Heim Sporthotel, weil es das früher war, und als ein deutscher Junge sie küsst, kommentiert die Ich-Erzählerin: „Ein gigantischer, internationaler Kuss findet statt".

Ein aktueller, sehr guter Roman, der den Vergleich mit Melinda Nadj Abonjis Bestseller „Tauben fliegen auf", in dem ebenfalls ums Auswandern aus dem Osten geht, nicht scheuen muss.


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Fachredaktion

  • Titel
    Paradiessucher
  • Autor:in
    Rena Dumont
  • Verlag
    Hanser
  • Erscheinungsdatum
    2013
  • Seiten
    304
  • Bewertung