Unsere goldene Zukunft
Das Jugendbuch „Unsere goldene Zukunft“ von Benny Lindelauf spielt in den Niederlanden und es geht um das Erwachsenwerden während des Zweiten Weltkriegs. Anrührend und traurig zugleich. Der Tipp von Vera Lehmann.
„Wenn man die Augen ein wenig zukneift, kann man einfach so am Krieg vorbeischauen, dachte ich.“
Fing wünscht sich nichts mehr als Lehrerin zu werden. Die Rektorin hat schon alles vorbereitet. Oma Maij hat jedoch zu bestimmen, das Geld ist knapp und jede Arbeitskraft kostbar. So steht Fing eines Tag an Liesels protziger Tür: Spielen mit einem Mädchen aus Deutschland und alles gegen Bezahlung, steht nun auf der Tagesordnung. Doch Fing bemerkt schnell, dass Liesel nicht wie sie oder ihre Schwestern ist. Ob ihre Vergangenheit dabei eine Rolle spielt?
Familiensaga
Der Roman liest sich zu Beginn harzig: Personen und Orte wechseln ständig, und oftmals kommt man als Leserin nicht mit. Das liegt daran, dass „Unsere goldene Zukunft“ der zweite Band einer Familiensaga ist und deshalb nicht mehr alles im Detail vorgestellt wird. Beispielsweise hat man die Übersicht über Fings Geschwister kaum. Mir ist jetzt noch nicht klar, ob sie nun drei oder vier Brüder hat.
Doch ist man einmal eingelesen, geht einem die Geschichte von Fing und ihrer Familie unglaublich nahe!
Die heile Welt der vielen Geschwister zerfällt, als Fings Brüder und ihr Vater als „Feinde der Nation“ festgenommen werden. Und dies weil die Jungs ihre Streiche nicht lassen konnten und ausgerechnet den Deutschen mit Pfeffer gespickte Zigaretten verkauften. Ein Lausbubenstreich mit üblen Folgen.
Auch Liesel ist nicht mehr auffindbar. Die Leute tuscheln: sie soll jüdisch sein!
Und plötzlich verbietet Oma Maij ihren drei Grosstöchtern in den Keller zu gehen – mit den Ratten sei nicht zu spassen. Doch welche Ratte fressen über die Hälfte des ganzen Nahrungsvorrats? Da versteckt sich wohl jemand im Keller!
Kindliche Hauptfigur
Autor Lindelauf schreibt so, dass man Fing ihre Naivität und ihre kindliche Art ohne zu zögern abnimmt. Die Hauptfigur erzählt von ihren Erfahrungen und Erlebnissen ohne dabei auf deren Wichtigkeit zu achten. Wenn das Pferd des Schmieds wieder einmal ausbüxt, erzählt sie das ganze Geschehen fast ausführlicher, als wenn die Deutschen wieder mehrere Juden abführen.
Sie beschreibt denn auch die Nationalsozialisten nicht als „durch und durch“ böse – schliesslich ist Fings erste Liebe beim Jugendsturm dabei ...
Doch im Verlauf des Buchs verändert sich ihre Sichtweise und ihre Art auf etwas zu reagieren. Sie wird selbständiger und lernt selbst zu überlegen und wird dabei sogar zur Lebensretterin und Heldin!
„Unsere goldene Zukunft“ ist zum Teil etwas chaotisch und zu Beginn etwas langfädig, aber auf jeden Fall lesenswert. Man bekommt einen Einblick in eine Kindheit während des Zweiten Weltkriegs.
Und das kommt ganz anders rüber, als die staubtrockenen Texte in den Geschichtsbüchern!
Kinder- und Jugendredaktion
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TitelUnsere goldene Zukunft
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Autor:inBenny Lindelauf
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VerlagBloomsbury
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Erscheinungsdatum2012
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Seiten464
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Übersetzer:inBettina Bach
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Bewertung