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Was ich dich träumen lasse

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Ein Schicksalsschlag stellt die Liebe von Elena und Rico auf eine harte Probe: Franziska Molls Roman  „Was ich dich träumen lasse“ überzeugt zwar inhaltlich, dramaturgisch jedoch nicht, findet Leporello-Nachwuchsredaktorin Carole Niffenegger.

 

Elena und Rico sind ein echtes Traumpaar. Sie verbringen jede freie Minute miteinander und schmieden Pläne für ihre gemeinsame Zukunft.

Doch ein tragischer Verkehrsunfall zerschmettert ihre heile Welt. Rico liegt im Koma und Elena versucht mit aller Kraft, ihn ins Leben zurück zu holen.

In dieser schwierigen Situation handelt die siebzehnjährige Elena viel zu rational und distanziert. Es wirkt als sei es gar nicht ihr Freund, der von einem Lastwagen erfasst wurde und im Moment um sein Leben kämpft.

Gut zu erkennen ist diese Distanziertheit kurz nach Ricos Unfall als Elena ziemlich gereizt auf ihre Mutter reagiert:

„Meine Mutter wischt sich mit dem Handrücken über die Nase. Ein feiner Faden Schleim zieht sich, bis er reisst: Weinst du immer noch? 

Natürlich weine ich! Sie wühlt in ihrer Tasche herum und holt die Zigaretten heraus, steckt eine an, inhaliert sekundenlang, bevor sie einen winzigen Rest Rauch wieder herauslässt. […]

Mama! Ich schaue mich um. Alle gucken.

Ja und? Es kann ja nicht jeder so sein wie du...“

Elena ist überfordert: in dieser ohnehin schwierigen Situation hat sie das Gefühl sich auch noch um ihre Mutter kümmern zu müssen und reagiert deshalb so genervt.

Oftmals wirkt Elena auf mich unnatürlich erwachsen und geht definitiv ganz anders mit Situationen um, als ich das tun würde.

Damit Rico möglichst schnell aufwacht, liest Elena ihm aus seinen Lieblingsbüchern vor und erstellt Playlists mit Songs und Geräuschen, die er gut kennt. Trotzdem verbessert sich Ricos Zustand kaum. Die Vorgeschichte der beiden erfährt man nach und nach in Flashbacks von Elena. Es handelt sich um Dialoge zwischen ihr und Rico. Oftmals ist es recht  schwierig herauszufinden wer gerade spricht.

Der Titel „Was ich dich Träumen lasse“ hat mich neugierig gemacht, weil ich mir nicht viel darunter vorstellen konnte. Erst nach dem Lesen verstand ich den Titel richtig und er erscheint mir auch sehr passend: mit ihren bewussten Handlungen scheint Elena Ricos Träume zu beeinflussen und zudem wird die Geschichte mit Flashbacks ergänzt.

Franziska Molls Idee die Geschichte der beiden Jugendlichen anhand von Erinnerungen zu erzählen, gefällt mir sehr gut. Allerdings ist der Wechsel zwischen Erinnerungen und Gegenwart manchmal zu schnell und zu abrupt, wodurch es schwierig wird, dem Geschehen zu folgen. Zudem hätte ich mir in Bezug auf ein solch emotionales Thema wie Unfall, Schicksalsschläge und die wahre Liebe mehr Gefühl und Tiefgang gewünscht.

Obwohl ich den Inhalt sehr interessant und fesselnd fand, dauerte es lange bis ich mich eingelesen hatte, da die zahlreichen Flashbacks den Lesefluss behindern.

Andererseits macht gerade die Tatsache, dass ich ohne jedes Vorwissen in Elenas und Ricos Leben eintauchen kann, den Reiz des Romans aus. Die Handlung ist mitten aus dem Leben gegriffen und vermittelt das Gefühl, dass das Geschilderte jederzeit im eigenen Umfeld passieren könnte.

Elena durchläuft im Verlauf der ergreifenden Geschichte eine beeindruckende emotionale Entwicklung. Zu Beginn wirkt sie sehr teilnahmslos, doch nach und nach wird ihr Verhalten nachvollziehbarer. Die Idee, diese Entwicklung aufzuzeigen, finde ich grundsätzlich gut, doch sie ist zu grob und überspitzt dargestellt.


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Was ich dich träumen lasse
  • Autor:in
    Franziska Moll
  • Verlag
    Loewe
  • Erscheinungsdatum
    2014
  • Seiten
    250
  • Bewertung