Weltliteratur als Comic
„In 80 Tagen um die Welt“, „Don Quijote“ und „Odyssee“: mit diesen Literaturcomics will der Brockhaus Verlag junge Lesende für Klassiker der Weltliteratur begeistern. „Die Reihe weckt die Lust am Neu- und Wiederentdecken der Weltliteratur“, findet Martina Friedrich, Mutter eines neunjährigen Sohnes, stets auf der Suche nach anregendem Lesestoff für Jungs.
In der Comicversion von Jules Vernes Reiseroman „ In 80 Tagen um die Welt“ eilt der Lesende mit dem an die damalige moderne dampfbetriebene Verkehrstechnik glaubende Phileas Fogg und seinem Diener um die Welt. Ein englischer Gentleman muss wetten und die Wette natürlich gewinnen. Trotz aller Widrigkeiten, die sich ihm auf der Reise entgegenstellen! Ein wunderbarer Stoff mit viel Spannung und Schalk, vortrefflich und detailliert illustriert von Chrys Millien.
Auch die herrlich skurrilen Abenteuer des verarmten, irren Landadligen Don Quijote von Miguel de Cervantes sind als Comic erschienen und die Charakteren der Hauptfiguren vom Illustrator genau und typgerecht herausgearbeitet.
Und äusserst gekonnt und konzentriert gibt die Comicversion Homers Heldenepos „Odyssee“ die dramatische Handlung der jahrelangen Irrfahrt des Titelhelden durch die Inselwelt der Ägäis wieder. Bereits das Cover, in orange und rot gehalten, mit Odysseus im Kampfgetümmel, spricht Jungs sofort an. Die Handlung erschliesst sich derart gut aus den Comic-Strips, dass man den Text gar nicht mehr unbedingt lesen muss.
Über die Bilder in die Geschichte einsteigen
Zumindest war das bei meinem neunjährigen Sohn so. So stieg er zuerst über die Bilder in die Geschichte ein und erst später las er dann die Texte. Seine Lust am Neu- und Wiederentdecken der Weltliteratur wurde also geweckt.
Allerdings ist die Hürde das jeweilige Original zum Comic zu lesen wiederum sehr hoch. Obwohl in jedem Band kompakte und anregende Hintergrundinformationen zu den Originalwerken, Autoren und historischen Fakten zur Entstehungszeit der Geschichten zusammengestellt sind.
Ohne mein Zureden käme mein Sohn trotzdem nicht auf die Idee einen der Klassiker selber in die Hand zu nehmen.
So führt die neue Literaturcomic-Reihe zwar das junge Lese-Publikum optimal an klassische Stoffe heran, bringt sie jedoch eher weniger dazu, die Klassiker selber in die Hand zu nehmen und auch zu lesen. Ein hoher Anspruch, den im Übrigen der Brockhaus Verlag gar nie erhoben hat.
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