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Wie wir das Universum reparierten

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Nach dem Tod ihrer Eltern werden die Cousinen Meline und Jocelyne zu ihrem verrückten Onkel auf dessen verlassene Insel geschickt. Die dort herrschende Trostlosigkeit und Langeweile machen nicht nur den Figuren, sondern auch den LeserInnen des Romans „Wie wir das Universum reparierten“ von Polly Horvath zu schaffen. Die Kritik von Luna Krebs.


Spätestens seit Harry Potter ist die Story der Waisenkinder und ihren seltsamen Verwandten sehr in Mode, und damit eigentlich schon längst überholt. Also ist bereits der Beginn dieses Buches nicht besonders einfallsreich: Die Eltern der beiden Cousinen Meline und Jocelyn kommen bei einem Zugunglück in Simbabwe ums Leben. Die Mädchen, die sich (wer hätte es gedacht?) kaum kennen und nicht leiden können, werden nun in die Obhut ihres reichen Onkel Marten geschickt, den sie (wer hätte es gedacht?) noch nie getroffen haben und (wer hätte es gedacht?) auch nicht leiden können.

Onkel Marten ist ein verrückter Wissenschaftler, der sich auf der Suche nach Ruhe und einer Formel zur Rettung der Welt auf eine Insel verkrochen hat. Schon die Idee, zwei pubertierende Mädchen einem Mann zu überlassen, der für alle ersichtlich ein paar Tassen zu wenig im Schrank hat und kaum für sich selber sorgen kann, wirkt auf mich ziemlich unsinnig. Marten ist da wohl gleicher Meinung, denn kaum sind die Mädchen eingezogen, stellt er die dicke Mrs. Mendelbaum als Haushälterin ein, die ihm Meline, Jocelyn und andere Probleme vom Hals schaffen soll.

Doch abgesehen von dieser Übereinstimmung, konnte ich mich mit keinem der Charaktere wirklich identifizieren. So irritierte mich beispielsweise die Tatsache, dass weder Meline noch Jocelyn gross um ihre Eltern trauern schon ein wenig. Auch Marten wirkt nie besonders unglücklich über das Dahinscheiden seiner Brüder – vermutlich liegt diese Gleichgültigkeit in der Familie.

Vielleicht gerade deswegen sind eigentlich alle sehr einsam und haben keine richtigen Beziehungen zueinander. Da die Story abwechselnd aus der Ich-Perspektive der verschiedenen Charakteren erzählt wird, merkt man schnell, wie sehr sie alle aneinander vorbei leben und (ausser Marten) unter ihrer gemeinsamen Einsamkeit leiden. Hin und wieder jedoch machen sich die Figuren sehr interessante und tiefgründige Gedanken darüber.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir eigentlich sehr: Der dezente Witz in praktisch jeder Zeile, und die Art, sich in den abdriftenden Gedanken der Figuren zu verzetteln. Aber zu viel ist einfach zu viel. Und so vergehen Kapitel um Kapitel, ohne das wirklich etwas geschieht oder irgendein interessantes Gespräch stattfindet.

Was diesem Jugendroman wirklich fehlt ist eine Handlung, ein roter Faden, der die Figuren verbindet und durch all die Gedankenstränge führt, auf die man sich als Lesende freuen kann. Denn leider stecken alle in ihren eigenen uninteressanten Problemen fest und versuchen sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen.

Die Langeweile hat unterdessen nicht nur mich, sondern auch die Cousinen befallen und so suchen sie heimlich nach Einzelteilen von Flugzeugen, die vor Jahren auf der Insel abgestürzt sind und bauen daraus ein neues. Obwohl ihre Väter Piloten waren, finde ich es sehr unwahrscheinlich, dass zwei Mädchen in meinem Alter vollkommen zerstörte Flugzeuge reparieren und dann auch tatsächlich damit fliegen können. Aber wer weiss: jeder hat andere Talente!

Trotz teils schönen Gedanken und gutem Humor, hat mich der Jugendroman nicht überzeugt: es fehlt eine richtige Handlung und die Figuren sind ziemlich uninteressant.

 

Lieblingszitat

„Endlich sassen wir im Hubschrauber und winkten zum Abschied, wobei Jocelyn mit ihrer bleichen Hand unerträglich höfliche und gefasste steife Bewegungen vollführte, als hätte ihre Mutter ihr schon als kleines Kind beigebracht, wie man auf Hubschrauberlandeplätzen Sozialarbeiterinnen zum Abschied zuwinkt.“ 


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Wie wir das Universum reparierten
  • Autor:in
    Polly Horvath
  • Verlag
    Bloomoon
  • Erscheinungsdatum
    2014
  • Seiten
    304
  • Bewertung