Der Wald der träumenden Geschichten
Der Waisenjunge Max reist in den „Wald des Anfangs“, um seine immerwährenden Eltern zu finden und ein rätselhaftes Phänomen zu klären. Malcolm Neill erfindet mit seinem Kinderroman „Der Wald der träumenden Geschichten“ die Fantasywelt neu. Der Tipp von Nora Steiner.
Vergleichbar mit einer Seuche lösen sich Menschen plötzlich in Luft auf, lassen nichts zurück ausser einem Kleiderhaufen. Nur Kinder sind nicht davon betroffen – die Wissenschaft steht vor einem Rätsel.
„Keiner konnte Dem Verschwinden Einhalt gebieten.“
Mit dem Beginn „Des Verschwindens“ erscheint ein dürrer Junge mit spitzen Zähnen in einem Bücherregal. Er wird in ein Waisenhaus gebracht, wo er schliesslich von Forbes und Alice adoptiert wird. 
Max ist glücklich, doch als er erfährt, dass Forbes und Alice nicht seine richtigen Eltern sind, distanziert er sich immer mehr von ihnen: In der Hoffnung, seine „immerwährenden“, seine biologischen, Eltern zu finden, geht er zur Eröffnung des „Book House“ und lernt, Geschichten zu lieben. 
 
 „Beim Lesen erfährst du, wer du wirklich bist.“ 
 Dies will Max mehr als alles andere wissen. Mit den Erzählungen aus dem „Wald des Anfangs“ kann er sich seine leiblichen Eltern erträumen. Doch der Leiter des Forschungsteams gegen „Das Verschwinden“ verkündet, dass allerlei Sachen, die Menschen zum Träumen und Fantasieren bringen, dafür verantwortlich sind. Bücher werden verbrannt, Filme, Zeichnungen, Musik und Poesie werden verboten. Das Volk wird aufgerufen sich dieser „gefährlichen“ Dinge zu entledigen.
Max hasst seine Adoptiveltern dafür, dass sie seine Bücher vernichten. Als schliesslich auch sie verschwinden, begegnet der Junge der schrulligen, schlagfertigen Mrs. Jeffers. Sie führt ihn in den „Wald des Anfangs“, wo er am Einführungsritual der Drachenjäger teilnehmen soll: Mrs. Jeffers ist überzeugt, dass sein „Erscheinen“ der Grund für „Das Verschwinden“ ist und Max muss zusammen mit den Drachen herausfinden, weshalb er überhaupt in die Welt gekommen ist …
Abwechslungsreich gestaltet
Viele Fantasyromane erzählen immer das gleiche: böse Tyrannen, gefährliche Drachen und ein Kind, das die Welt retten soll. Nicht so in „Der Wald der träumenden Geschichten“. Drachen, normalerweise die gefährlichsten und intelligentesten Wesen, werden als träge und dumm beschrieben, das „Alte Licht“, das man bei Kaminfeuern oder Kerzen findet, ist das Existenzmittel für Magie. Zauberer sind dafür da, die Schöpfung zu verbessern, indem sie zum Beispiel die Sterne an den Himmel pinselten oder Riesen erschufen, die Winde erzeugten. McNeill schreibt detailliert, lockt mit neuen Ideen und Gestalten.
Beschreibungen wie „Biologisch betrachtet sind Drachen etwas zwischen einem Maulwurf und einem Ökosystem“ baut der Autor mit einer Selbstverständlichkeit ein, die einem zum Schmunzeln bringt. 
 Auch optisch überzeugt das Buch: Wenn einer der Windriesen einen Lufthauch loslässt, wird dies mit einem „Wuuusch“  gekennzeichnet oder als Max in der Drachenflamme sitzt, um seine Geschichte zu hören, ist über sechs Seiten immer nur ein Buchstabe abgedruckt und nach und nach ergibt sich daraus ein Wort.
 McNeill setzt die Umgebung und das Aussehen von Figuren in den Vordergrund:
„Lebhafte Laute erfüllten die Luft – Knistern und Knacken, Seufzen und Ächzen. Dunkle Baumstämme rasten an ihnen vorbei, knorrig und krumm wie Trolle, uralt und reglos. Nur die dünnsten Äste ganz oben in den Wipfeln rührten sich, vom eisigen Wind gezaust.“
Packender Inhalt, detaillierte Sprache und ein Hauch von Ironie. Was will man mehr!
Kinder- und Jugendredaktion
 
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    TitelDer Wald der träumenden Geschichten
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    Autor:inMalcolm McNeill
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    VerlagKJB
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    Erscheinungsdatum2014
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    Seiten544
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    Übersetzer:inSibylle Schmidt
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    Bewertung
 
									 
									 
									 
									