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Eigentlich fängt alles ganz langweilig an. Die „Schnarch-Schwestern“ Angina und Rauke wohnen mitten in Ödlingen, leben vom Sockenstopfen und lieben die Routine. Morgens gibt es Haferflocken. In der Mittagspause essen sie Käsebrot und schauen dem Gras beim Wachsen zu. Und abends lesen sie sich gegenseitig aus „Dr. Nathaniel Snootes Illustriertem Lexikon für Kinder“ vor. Ein perfektes Leben also, in dem kaum auffällt, dass die Eltern der Mädchen vor einigen Jahren verschwunden sind, „ohne genau zu sagen, warum und wohin. Sie hatten etwas vor“, heisst es kurz und knapp. Dass man als Leser dieses herrlich verrückten und wunderbar lakonisch erzählten Kinderbuchs nicht zimperlich sein darf, wird spätestens hier klar.

Es wird etwas passieren!
Ebenso ahnt man, dass das geruhsame Leben der beiden Schwestern bald ein Ende finden wird. Und tatsächlich! „Ich habe da so ein Gefühl, dass irgendetwas passieren wird“, sagt Rauke eines Nachmittags und schon pocht es an der Tür: „Eine Überraschung!“, ruft eine helle Stimme, und hastdunichtgesehen steckt eine coole Piratenfrau mit Hakenhand Angina und Rauke kopfüber in einen kratzigen Jutesack und schleppt sie auf die „Fröhliche Frieda“. Und dann geht es so richtig ab.

Zwischen Bauernschläue und Naivität
In einer ungeheuer komischen Mischung aus Bauernschläue und Naivität arrangieren sich die Schwestern mit ihrem neuen Leben auf einem Piratenschiff, das ausschliesslich von Frauen (oder besser: „heissen Fegern“) betrieben wird. Zielwasser-Zora ist die zornige Chefin, Haken-Helga ein böses Weib, die fette Fetterike steht in der Kombüse, Holzbein-Heidi war einmal Bibliothekarin. Und so weiter. Dass so ein Piratenalltag kein Zuckerschlecken ist, zeigt sich ausserdem: Die Schwestern schrubben das Deck, trinken Bier gegen den Durst, essen Ratteneintopf, erleben ihren ersten Überfall und sollen dann auch noch kielgeholt werden. Wieso? Weil sich herausstellt, dass ihre Eltern auf der Blutnelkeninsel leben und Angina und Rauke alles dransetzen, um sie zu retten. Was natürlich bemerkt wird und Meuterei auf einem Piratenschiff ist nun wirklich kein Spass.

Zärtlich-wilde Abenteuergeschichte
Riesigen Spass macht es allerdings, dieses Buch zu lesen: Die amüsanten Dialoge tragen dazu ebenso bei wie die klar umrissenen Charaktere und die vielen überraschenden Wendungen. Hier wird gegrölt und geweint, gekämpft und gelacht, gerächt und geliebt, und das alles famos bebildert mit den witzigen schwarz-weissen Zeichnungen von Jen Hill. Eine zärtlich-wilde und zugleich unterhaltsame Abenteuergeschichte vom Feinsten!