Edith – Das Mädchen von hundert Jahren
Was bedeutet es, nicht zu altern? Das Mädchen Edith weiss das. Sie steckt in ihrem Kinderkörper und das seit 100 Jahren. Die Autorin Catharina Valckx schafft es mit dem Kinderroman «Edith-Das Mädchen von hundert Jahren» grosse Fragen auf eine wundervolle Art zu beantworten. Der Tipp von der Nachwuchsredaktorin Lena Facchinetti.
Als Edith geboren wird, soll ihr eine Fee eine aussergewöhnliche Gabe verleihen. Der Vater entscheidet sich für etwas, was Ediths Leben später verändern wird: Sie kann Dinge zum Leben erwecken und ihnen eine Seele geben. Ausserdem wird Edith für immer ein kleines Mädchen bleiben. Am Anfang scheint alles gut zu sein, sie kann für immer die Dinge tun, die sie gerne macht. Doch in der Schule wird sie immer mehr zur Aussenseiterin. Die anderen Mädchen wachsen zu jungen Frauen heran und haben auch andere Hobbys als Edith. Die Jahre vergehen und alle um Edith herum werden älter, nur sie nicht. Ihre Eltern sterben und sie ist ganz allein. Edith möchte nur eins: älter werden.
Auf den ersten Blick unscheinbar
Der Kinderroman scheint auf den ersten Blick unscheinbar. Doch schon die erste Seite verrät, dass es sich um eine ganz aussergewöhnliche Geschichte handelt. Eine Geschichte, die von einem kleinen Mädchen erzählt, welches nicht altert. Ein völlig abstrakter Gedanke, welcher sich aber beim Lesen in realitätsnahe und tiefgründige Überlegungen verwandelt. Denn die Autorin Catharina Valckx schafft es, Themen wie Zeit, Alter, Sehnsucht und Veränderung in eine märchenhafte Geschichte zu verpacken und diese feinfühlig zu erzählen. Die Geschichte wird mit farbenfrohen und ansprechenden Illustrationen untermalt. Sie illustrieren sehr gut, wie sich Edith in den verschiedenen Situationen fühlt.
Was die Handlung noch anschaulicher und schöner macht, ist, dass Edith nicht allein unterwegs ist. Ihr Hund Fussel und ihre Zitrone Ikki, welche sie lebendig gezaubert hat, sind ihre treuen Begleiter:innen. Die Zitrone wird im späteren Verlauf der Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen.
Der Kinderoman ist traurig wie auch schön zugleich. An manchen Stellen entsteht beim Lesen, der Wunsch, der kleinen Edith zu helfen. Gleichzeitig wird deutlich, dass das Mädchen im Verlauf der Geschichte eine Wandlung durchlebt. Auch wenn sie ein Kind bleibt, reift sie innerlich und wird reflektierter.
Ein bewegender und zauberhafter Kinderroman
Für mich ist es ein bewegender und zauberhafter Roman, welcher zeigt, was alles zum Leben dazugehört. Kinder möchten am liebsten für immer das tun, was ihnen Spass macht. Und Erwachsene träumen manchmal davon, wieder ein Kind zu sein. Doch wenn es das Älterwerden und die Veränderungen nicht geben würde, dann würden genau diese Dinge an Wert verlieren.
Die folgenden Textauszüge illustrieren das sehr gut:
«Bist du dir sicher, dass du kein kleines Mädchen bleiben willst?»
«Absolut sicher», antwortet Edith. «Ich würde gerne gross werden, Freunde haben, eine junge Frau werden, vielleicht auch Mama…»
«Und irgendwann eine alte Dame? Und dann sterben?»
«Na klar, stell dir das mal vor. Ich würde gerne eines Tages sterben.»
Oder auch:
« Ja, Edith», sagt die Fee schliesslich. «Ich kann die Zeit bitten, dich mitzunehmen. Aber … sie wird dir zeigen, dass sie die Chefin ist.»
Der Kinderroman richtet sich nicht nur an Kinder, sondern auch an Erwachsene. Ich denke, viele können sich in der einen oder anderen Situation wiedererkennen und persönliche Gedanken dazu entwickeln.
Für mich ist es ein sehr gelungener Kinderroman, der einerseits zum Nachdenken anregt und andererseits eine wunderschöne Geschichte erzählt – die Geschichte eines kleinen Mädchens, das ihr Leben auf eine ganz eigene Art und Weise lebt.

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TitelEdith – Das Mädchen von hundert Jahren
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Autor:inCatharina Valckx
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GenreFiction
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VerlagMoritz Verlag
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Erscheinungsdatum2025
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Seiten88
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Übersetzer:inJulia Süssbrich