Ich, Xi Lao Peng
Merkt man es einem Buch an, wenn es aus einem Drehbuch entstanden ist? Ja! Auch wenn es so gut wie Hannes Klugs „Ich, Xi Lao Peng und die Sache mit meinem Bruder“ geschrieben ist. Die Kritik von Sophie Burkhalter.
„Micha ist eigentlich ein klasse Bruder. Und das sage ich nicht nur, weil er so viele Klimmzüge kann, dass ich zwischendurch aufs Klo muss. Nur seit er immer mit Dennis und Justin zusammen ist, ist es ein Problem. Zu dritt sind sie MDJ.“
Und MDJ verprügeln Ricky, wenn er sich zu lange in ihrer Nähe aufhält, und das obwohl Ricky Kung Fu liebt und sich daher eigentlich verteidigen können müsste. Trotzdem wird er in den Feuerwehrteich geworfen.
Doch dann kommt die taffe Alex neu ins Dorf und Micha hat einen Auftrag für Ricky: Er soll Alex ausspionieren und herausfinden, was ihre Lieblingsblumen sind und ihr Lieblingsessen.
In kurzen prägnanten Sätzen erzählt Ricky die Geschichte aus der Ich-Perspektive und zwar nicht irgendwem: Er schreibt sie für seinen imaginären Freund und Kung Fu Meister Xi Lao Peng auf, den er hin und wieder direkt anspricht: „Ich sehe mir zum hundertsten Mal Die Todesdrachen der Shaolin an. Kennst du ihn, Xi Lao Peng? Sonst zeige ich ihn dir mal. Es ist der beste Film, den es gibt!“
Dieses direkte Ansprechen Xi Lao Pengs und damit des Lesers haben mich mehr gestört, als dass ich dadurch besser in die Geschichte hätte eintauchen können. Dafür ist das Motiv, warum Ricky das alles aufschreibt  – nämlich für Xi Lao – etwas zu schwach ausgearbeitet. Xi Lao ist, dafür, dass für ihn alles aufgeschrieben wird und er Teil des Buchtitels ist, zu wenig präsent.
Was mich weit mehr in die Geschichte gezogen hat, ist Rickys Fantasie: Unter Wasser wird er zum Kiemenmensch und eine Wiese mit ein paar Bäumen wird zum Songshan-Berg mit geheimem Shaolin-Kloster. Das erinnerte mich daran, wie ich als Kind mit einer Stirnlampe die Kellertreppe hinunterstieg und eine magische Höhle betrat oder die Schaukel auf dem Spielplatz zum Zeppelin wurde.
Die Figuren mit ihren Eigenheiten sind gut ausgearbeitet. Beispielsweise fuchtelt Rickys Vater mit der Gabel in der Luft herum, wenn er wütend wird, und Alex hat eine markante Falte, wenn sie lächelt.
Kurze Sätze, kurze Kapitel, keine Umschweife – dieses Konzept lässt sich auch auf die Illustrationen von Ulf K. übertragen. Seine Illustrationen sind von klaren dunklen Linien bestimmt und auf das Nötigste reduziert.
Merkt man nun, dass dieses Buch aus dem Drehbuch zum Film „Ricky – normal war gestern“, das auch Hannes Klug geschrieben hat, entstanden ist? Erst wenn man das Nachwort liest. Dadurch lassen sich auch die teils sehr kurzen Kapitel erklären: Fast nach jedem Kapitel erfolgt ein Szenenwechsel.
Trailer „Ricky-normal war gestern“: https://www.youtube.com/watch?v=065MDSGPLr8
Kinder- und Jugendredaktion
 
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    TitelIch, Xi Lao Peng
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    Autor:inHannes Klug
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    VerlagRowohlt Verlag
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    Erscheinungsdatum2015
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    Seiten208
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    Illustrator:inUlf K.
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    Bewertung
 
									 
									 
									 
									