«Jeder Tag ist ein guter Tag für Bücher»
Diese sechs Buchtipps sind Süssstoff für eure Sommerferien! Von einer unglaublich lustigen Geistergeschichte, einem abenteuerreichen Amazonas-Krimi, einer aussergewöhnlichen Reise nach Grönland, einem Ausflug in eine mystische Welt, einem interaktiven Jugendroman über den Klimawandel und einer grossen Liebe zum Lesen handeln die sechs Kinder- und Jugendbücher, die euch Jill, Zora, Malena, Malou, Tim und Maurin von der Leporello-Kinder- und Jugednbuchredaktion ans Herz legen.
Julian und Birke
Glaubst du an Geister? Julian zumindest glaub nicht, dass es Geister gibt. Doch als plötzlich ein Geist hinter ihm schwebt, kann er es kaum fassen! «Julian und Birke» von Lorenz Langenegger «ist ein tolles und richtig lustiges Kinderbuch» findet Tim Wanner.
Eines Nachmittags, als Julian auf dem Weg zu seinem Freund Bela ist, taucht plötzlich ein Geist namens Birke hinter ihm auf. Das findet Julian nicht so toll. Doch als Birke ihm erklärt, dass dieser dringend auf seine Hilfe angewiesen sei, antwortet Julian verblüfft: «Was soll ich von dir wollen?» Doch schnell merkt er, dass der Geist gar nicht so uncool ist. Auch fällt ihm plötzlich ein, bei was Birke ihm helfen könnte.
Obwohl ich selbst nicht ein Fan von Geistern und Gespenstern bin, finde ich das Kinderbuch richtig toll, insbesondere die Dialoge zwischen Julian und dem Geist Birke.
«Du trägst keine Schuhe?»
«Wofür brauche ich Schuhe?», fragt Birke.
«Hast du keine Füsse?»
«Ich weiss nicht, habe ich Füsse?»
Auch konnte ich der Geschichte stets gut folgen. Die wichtigsten Personen werden kurz und prägnant charakterisiert. Beispielsweise spricht der Vater von Julians Freund Bela oft Radiobeiträge auf eine besonders lustige Art und Weise nach!
Ich empfehle das Buch ab 8 Jahren. Die Buchstaben sind gross gesetzt und die Geschichte ist leicht verständlich und wird trotz des einfachen Aufbaus nie langweilig.
Julian und Birke von Lorenz Langenegger, im Atlantis-Verlag erschienen. Ab 8 Jahren.
Ermittlungen im Nationalpark
Was hat es mit dem geheimnisvollen Brief auf sich, den Ximenas verstorbenen Vater hinterlassen hat? Die drei Amazonas -Detektive brechen zu einer Reise nach Rio auf, um dieses knifflige Rätsel zu lösen. Der Kinderroman «Die Amazonas-Detektive – Ermittlungen im Nationalpark» von Antonia Michaelis «ist unglaublich abenteuerreich» findet Maurin Bützberger.
Ein mysteriöser Brief ihres Vaters führt Ximena und ihre Freunde Pablo und Davi nach Rio de Janeiro. Dort geraten sie in den Karneval: ein wuseliges Durcheinander aus bunten Paraden und verkleideten Menschenmengen. In Rio soll Ximenas Vater begraben und in seinem Grab ein geheimnisvoller Schatz versteckt sein. Auf der Suche nach dem Grab geraten sie zufällig ins Visier von Unbekannten, die zerstörerische Pläne für einen Nationalpark in der Nähe von Rio de Janeiro verfolgen. Können die Amazonas-Detektive diesen komplexen Fall lösen und das Grab von Ximenas Vater finden?
Eine aufregende und lehrreiche Reise
Mit dem Kinderroman «Ermittlungen im Nationalpark» hat Antonia Michaelis einen weiteren Fall in der Reihe der Amazonas-Detektive geschaffen. Die abwechslungsreiche Handlung führt die Leser:innen in den dichten brasilianischen Dschungel, in welchem sie eine aufregende und lehrreiche Reise erleben. Die Autorin schafft ein abenteuerliches Leseerlebnis, in dem der Schutz der Regenwälder im Zentrum steht.
Die Geschichte ist sehr realitätsnah und die verschiedenen Charaktere sind detailliert beschrieben. Zudem kann man sich mit den ganzseitigen Illustrationen in Schwarz-Weiss das Geschehen noch besser vorstellen.
Ich empfehle «Die Amazonas-Detektive – Ermittlungen im Nationalpark» denjenigen, denen die Umwelt und der Klimaschutz am Herzen liegen und freue mich auf weitere abenteuerreiche Detektivgeschichten von Antonia Michaelis.
Ermittlungen im Nationalpark von Antonia Michaelis mit Illustrationen von Kurzi Shortriver. Ab 9 Jahren.
Julia und der Hai
Julia muss kurzfristig mit ihrer Familie nach Grönland reisen. Das kommt ihr gerade recht, denn sie hat eine Schwäche für das Meer. Wird ihr das zum Verhängnis? «Julia und der Hai» ist eine berührende Geschichte von Kiran Millwood Hargrave. Der Jugendbuchtipp von Jill Helbling.
Julia verbringt mit ihren Eltern sechs Wochen Sommerferien auf der Insel Unst, wo sie auf einem Leuchtturm wohnt. Ihre Mutter, eine Meeresbiologin, verfolgt in einem Forschungsprojekt das Ziel, den Grönlandhai zu finden. Ein seltener Hai, der älter ist als die ältesten Bäume.
Währenddessen repariert Julias Vater das Leuchtfeuer. Nur Julia langweilt sich mit Nudel – ihrer Katze. Doch eines Nachts hört sie seltsame Geräusche. Was oder wer wohl dahintersteckt?
Was mir besonders gefällt:
Die Beschreibungen der Emotionen berühren mich sehr. Zum Beispiel, als Julia von einem einsamen Wal träumt, wird das sehr einfühlsam beschrieben. Die Verbindung der beiden wird beim Lesen fast körperlich spürbar. Da wurde mir bewusst, wie viel Herzblut und Leidenschaft die Autorin in ihre Texte steckt.
Wenn ich die Geschichte lese, wirkt sie auf mich wie ein Traum! Einerseits sehr beruhigend, andererseits aber auch sehr lebendig und aus dem Leben gegriffen. Doch letztlich geht es um Freundschaft und Vertrauen.
Die Texte sind geschliffen und die Menschen und Tiere werden tiefgründig und mit grösster Einfühlsamkeit und Liebenswürdigkeit beschrieben. Die Geschichte entsprach zwar nicht ganz meinen Erwartungen: ich erwartete eher eine lustigere Geschichte – ich wurde aber nicht enttäuscht.
Was mir weniger gut gefällt:
Der Kinderroman beschreibt mir zuviele alltägliche Situationen, die von der eigentlichen Handlung ablenken. Dies langweilte mich ein wenig und ich musste mich zwischendurch motivieren, weiter zu lesen.
Pro Kapitel gibt es ein bis zwei Illustrationen – in Neongelb und Schwarz. Diese Farben passen so gar nicht zur Geschichte! Neongelb und auch Schwarz verbinde ich so gar nicht mit dem Meer und schon gar nicht mit der Handlung dieses Kinderromans. Zudem sind es fast immer die gleichen Sujets: Julia und der Hai. Hier fehlt mir die Abwechslung!
Ich empfehle den Kinderroman allen, die es lieber ruhiger mögen oder all jenen, die wie ich, das Meer toll finden.
Julia und der Hai von Kiran Millwood Hargrave mit Illustrationen von Tom de Freston. Im Loewe Verlag erschienen. Ab 11 Jahren.
Chosen by Death
Was geschieht nach dem Tod? Das weiss Elena ganz genau. Sie sieht nämlich die Seelen der Toten. Der geheimnisvolle und packende Fantasyroman «Chosen by Death» von Rebecca Humpert lässt einen in die mystische Welt des Todes eintauchen. Der Lesetipp von Zora Stähli.
Seit geraumer Zeit häufen sich auf der Isla Mujeres unerklärliche Todesfälle. Als der aztekische Sonnengott Nan in Menschengestalt in Elenas Dorf erscheint, schliesst sie widerwillig einen Pakt mit ihm. Denn nur so kann sie die Menschen ihres Dorfes retten. An seiner Seite reist sie ins Reich der Toten – an jenen Ort, wo der Hass zwischen Menschen und Göttern geboren wurde. Der Ausflug in die Welt der Toten ist für Elena nicht ungefährlich. Nicht nur ihr Leben ist in Gefahr, sondern auch ihr Herz ...
Die Autorin Rebecca Humpert erzählt lebendig und anschaulich – sie verwendet dabei oft Metaphern, so dass die Leser:innen ganz und gar in die beschriebenen Szenen eintauchen können. Der Jugendroman ist in der Ich-Perspektive geschrieben, was unmittelbare Einblicke in die Gefühle der Hauptpersonen zulässt. «Chosen by Death» handelt zwar von der Welt der Toten – der Tod selbst ist aber nicht das Hauptthema dieses Jugendbuches. Vielmehr geht es um das Leben, die Freude, die Liebe und die Zärtlichkeit.
Ich empfehle Rebecca Humperts Roman allen, die Fantasy mögen und trotzdem ein wenig Liebe und Spannung brauchen.
Chosen by Death von Rebecca Humpert, im Verlag Moon Notes erschienen. Ab 13 Jahren
Climate Action
Achtung! Hier kommt der etwas andere Roman «Climate Action» von Christian Linker rund um das Thema Klimakrise. Als Leser:in ist es nämlich möglich selbst zu entscheiden, wie die Geschichte weiter gehen soll. Die unbedingte Buchempfehlung der Testleserin Malou Berger.
In diesem Jugendroman steht der Klimawandel im Zentrum. Oder die «ganze Klimascheisse» wie du es einmal zu Pauline sagtest. Womöglich hast du dich aber auch anders entschieden. Moment, wie «du?» Also ich? Ich als Leser:in? Und was soll das heissen: «Womöglich hast du dich aber auch anders entschieden?!»
Es ist so: Die Story ist in einer speziellen Erzählperspektive geschrieben. Und zwar steht da, was du als Leser:in tust. Da das Buch aber ja nicht wissen kann, wie du dich in den verschiedenen Situationen entscheiden würdest, musst du das selbst übernehmen. Ganz nach dem Motto: «Du allein entscheidest, wie weit du gehst!»
Wie alles beginnt
Der erste Teil des Buches ist als Tagebuch geschrieben, das dir ein fremdes Mädchen einfach zugesteckt hat. Nun liest du es durch. So erfährst du, wie sich Paulines Leben verändert hat, seit sie mit Vic und Sadiq als die Klimaaktivisten-Gruppe «Too Hot» aktiv etwas gegen den Klimawandel unternimmt. Doch die drei greifen auch zu illegalen Massnahmen, um die Menschheit zu erreichen. Nun musst du dich entscheiden: willst du nichts damit zu tun haben und übergibst das Tagebuch der Polizei? Dann lies weiter auf Seite 186. Oder ist etwa dein Interesse geweckt und du rufst Pauline an? Dann geht’s weiter auf Seite 244. So und ähnlich geht es von dieser Stelle aus nun weiter!
Die eigenen Grenzen kennen lernen
Ich finde es eine coole Lösung, dass man zuerst in einem Tagebuch einer fremden Person lesen kann. So kann man direkt in die Geschichte von Pauline eintauchen, sich in sie hineinversetzen und ist sofort mittendrin. Ist dieser Teil zu Ende gelesen, ist es möglich fortan allein entscheiden zu können. Das Tagebuch ist ausserdem sehr emotional geschrieben.
«Climate Action» von Christian Linker ist eine ganz besondere Art von Buch: Die Leser:in ist in der Pflicht Entscheidungen zu treffen. Manchmal sind es allerdings fast ein wenig zu viele Entscheidungen. So alle zwei Seiten …
Beim Lesen machte es mir grossen Spass, mich selbst zu testen: «Würde ich so weit gehen?»
Wenn man sich nämlich ganz und gar in die Geschichte hineingibt, ist es spannend für sich zu fühlen, zu überlegen und abzuwägen, wie man sich entscheiden würde. So kann man sich und seine Grenzen ein Stück weit besser kennenlernen! Natürlich ist es auch praktisch, dass man sich mehrmals anders entscheiden kann. Es kann beliebig oft wieder zurückgeblättert werden und die Geschichte geht ganz neu weiter – ohne ein Anzeichen, dass man sich zuvor bereits einmal anders entschieden hat.
Andererseits ist es auch eine Herausforderung, sich genau zu merken, welche Entscheidungen man bereits gewählt hat und welche nicht. Falls man – wie ich – möglichst alle Entscheidungen einmal durchgegangen sein möchte und jede Variante des Geschichtenverlaufs kennen möchte ;-).
Ich fand es witzig, dass ich nie wusste, wann die Geschichte fertig ist. Ich konnte nicht einfach nachsehen, wie viele Seiten noch übrig sind! Auch wenn das Buchzeichen in der Mitte steckte, konnte auf der nächsten Seite schon das Ende kommen oder noch über die Hälfte des Buches vor mir liegen. Je nachdem, wie ich mich entschied.
Climate Action von Christian Linker, erschienen im Thienemann Verlag. Ab 12 Jahren.
Book Love
Liebst du es zu Lesen? Dann könnte dieses Buch genau das Richtige für dich sein. Debbie Tung hat mit ihrem Comic «Book Love» ein sorgsam gestaltetes Kunstwerk geschaffen, das dich in die Welt des Lesens eintauchen lässt. Eine wahre Liebeserklärung an das Lesen. Der Comic-Tipp von Malena Habenicht.
Als Bücherwurm kann es schon mal vorkommen, dass du dir eigentlich nur ein Buch kaufen willst und mit einem ganzen Haufen Bücher wieder aus der Buchhandlung herauskommst. Oder dass du so tief in einer Geschichte versinkst, dass du die ganze Welt um dich herum vergisst. Hast du schon mal an einem Buch gerochen und es war einfach fantastisch? Um solche Dinge geht es in «Book Love».
Einfach fantastisch: an einem Buch riechen!
Der Comic bietet einen Einblick in das Leben von Menschen, die Bücher und das Lesen lieben. Dabei hängen die einzelnen Comic-Streifen nicht unbedingt zusammen, sondern sind in sich abgeschlossen, wobei das Oberthema des Lesens sie dennoch verbindet. Da der Comic in dem Sinne keinen roten Faden hat, eignet er sich meiner Meinung nach weniger, um in einem Rutsch durchgelesen zu werden, dafür umso mehr zum zwischendurch drin herumblättern.
Der Bus hat Verspätung und du musst warten. Mit Schrecken stellst du fest, dass du kein Buch mitgenommen hast, dabei hast du fast immer eines dabei. Das ist nur eine der Ängste, die dich als Bücherwurm in deinem Leben begleiten. Ein Buch könnte kaputt gehen oder auf eine Art verfilmt werden, die dir gar nicht gefällt. Das sind nur eine von vielen Thematiken auf die Debbie Tung mit ihren Comics eingeht. Die Zeichnungen in Graustufen variieren dabei von relativ simpel gestalteten Comics, in denen die Figuren und deren Handlungen im Zentrum stehen, bis hin zu aufwendig, detaillierten und kunstvollen Hintergründen, die manchmal sogar zwei Seiten umfassen.
Jeder Tag ist ein guter Tag für Bücher
Der Comic dient auch als Ratgeber und enthält verschiedene Tipps was du als Bücherwurm so tun kannst. Beispielsweise Tricks, um mehr zu lesen, wenn es dir mal schwer fällt durchzuhalten. Und hast du gewusst, dass du parallel zu Fitness-Übungen auch gleichzeitig problemlos in einem Buch Blättern kannst? Da wird Sport gleich viel unterhaltsamer ;-).
Auf einer Doppelseite finden sich zudem Buchempfehlungen, falls dir mal wieder der Lesestoff ausgegangen ist und du dringend eine Inspiration brauchst.
Ich bin schlicht begeistert von «Book Love». Der Comic verdeutlicht mit wundervollen Illustrationen und auf eine witzige Art und Weise, was es bedeutet Bücher zu lieben.
Book Love. Eine Liebeserklärung an das Lesen von Debbie Tung ist im Loewe-Verlag erschienen. Ab 14 Jahren.
Kinder- und Jugendredaktion

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