Lisa mit einem Herz drum rum
Einen Vortrag zu halten ist für Lisa der grösste Horror, nicht dass sie dies laut sagen würde. Besonders in der Schule nicht, denn gerade dort scheint Lisa das Sprechen häufig nahezu unmöglich. Der Kinderroman „Lisa mit einem Herz drum rum“ von der norwegischen Autorin Kjersti A. Skomsvold zeigt, dass es voll okay ist, anders als die anderen zu sein. Auch wenn es manchmal echt schwer ist. Eine Kritik von der Leporello- Nachwuchsredaktorin Malena Habenicht.
Während ihre Klassenkameradinnen auf dem Pausenplatz spielen, sitzt Lisa auf der Bank und versucht die Wolken zu zählen. Wenn die anderen sich über Lisa lustig machen, weiss sie, dass dies im Grunde daran liegt, dass sie immer so still ist. Nicht dass dies das Verhalten der anderen rechtfertigen würde. Aber sie kann verstehen, dass es schwierig ist jemanden zu mögen, der den Mund fast nie aufbringt. Lisa wüsste auch gar nicht, worüber sie mit den anderen reden sollte. Denn die anderen Mädchen in der Klasse interessieren sich nur für Jungs – besonders für Jonas.
„Kannst du nicht einfach ein bisschen normaler sein, Lisa?“
Zu Hause fällt Lisa das Sprechen leichter. Dann kann sie sich mit ihrem Vater über Mathe unterhalten. Vera hingegen, ihre Zwillingsschwester und in der gleichen Klasse wie sie, findet das sehr langweilig. Vera ist generell frustriert, dass Lisa nicht ein bisschen normaler ist und Lisa ist frustriert, dass Vera frustriert ist.
Doch dann müssen alle einen Vortrag halten. Lisa würde lieber von einem Auto angefahren werden! Ganz ehrlich. Welches Thema soll sie nur wählen? Schafft sie es, überhaupt vor der Klasse zu sprechen?
Als ihre Mitschülerinnen Frøya und Frida in Jonas Schulheft Lisas Namen entdecken – und zwar mit einem Herz drum herum – wird alles nur noch komplizierter. Jonas kann das doch nicht ernst meinen!? Oder etwa doch?!
„Du kannst Fibonacci sogar in einem Schneckenhaus finden!“
Lisa tut, was sie immer tut, wenn sie sich nicht beruhigen kann: sie zählt! Wolken. Bäume. Ihre Zähne. Sie zählt Kaninchen, denn nebst Mathematik ist sie ganz vernarrt in Kaninchen. So hat sie den ihr eigenes Kaninchen Hypatia benannt – nach einer antiken Mathematikerin. Ergibt Sinn, oder?
Am Kinderroman „Lisa mit einem Herz drum rum“ von der Autorin Kjersti A. Skomsvold gefällt mir besonders gut, dass die Zahlen auch als „Zahlen“ aufgeschrieben sind. 1, 2, 3, 5, 8 und so weiter. Schliesslich tut sich Lisa schwer mit Worten, weshalb sollten dann also die Zahlen ausgeschrieben werden? Diese Zahlenreihe ist übrigens der Beginn der „Fibonacci-Sequenz“. Liebe Leser:innen, merkt euch das schon mal mal im Voraus. Denn diese Sequenz gewinnt im Laufe des Kinderromans an Bedeutung.
Die Illustrationen im Kinderbuch sind in verschiedenen Graustufen gehalten und kommen im Comic-Stil daher. Sie sind sehr atmosphärisch und geben gut die jeweilige Stimmung wieder. Wie die Figuren gezeichnet sind, gefällt mir besonders gut, da sie nicht zu detailreich dargestellt werden, so dass noch Raum bleibt für die eigene Fantasie.
„Lisa mit einem Herz drum rum“ ist ein wichtiger Kinderroman für all jene, die es manchmal schwierig finden etwas zu sagen oder die richtigen Worte zu finden. Oder anders gesagt für all jene, die sich fragen, weshalb manche Menschen eher still sind und warum dies nicht als „normal“ angeschaut wird in einer Welt, die an Schwatzhaftigkeit auf allen Kanälen kaum mehr zu ertragen ist.

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TitelLisa mit einem Herz drum rum
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Autor:inKjersti A. Skomsvold
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GenreFiction
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VerlagThienemann
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Erscheinungsdatum2025
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Illustrator:inOlivia Vieweg
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Übersetzer:inIna Kronenberger
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Bewertung