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Nelli und der Nebelort

| Kinder- und Jugendredaktion | Kinderbuch

Annika Scheffel entführt uns in ihrem Kinderbuch „Nelli und der Nebelort“ mit authentischer Sprache an einen seltsam vernebelten Ort und in die Gedankenwelt einer herrlich neugierigen Heldin. Der Tipp von Nachwuchsredaktorin Nora Steiner.

Hast du grosse Lust auf ein Abenteuer? Und eine heldenhafte Portion Mut? Dann können wir uns jetzt sofort auf die Reise machen.

„Man muss zählen, am Anfang jedes grossen Abenteuers sollte man zählen. Am besten von drei rückwärts, denn drei ist eine sehr gute Zahl für Abenteuer. Also: Tief Luft holen und ... drei ... zwei ... eins!“

Und schon ist man mittendrin in der Welt der fast zehnjährigen Nelli, ihrer fast dreissigjährigen Mutter Ava und dem Hausschwein Jupiter, das eigentlich ein Pilot ist und fliegen lernen möchte.

Seit Nelli denken kann, ist ihre Mutter auf der Suche nach Eric, Nellis Seemannspapa. In ihrem bunten Bus reisen sie von grossem Küstenort zu kleinem Küstenort – bis jetzt haben sie noch keine Spur von ihm gefunden. Doch dann gelangen sie eines Tages durch einen Autounfall an einen komischen Ort, wo der Nebel dicht wabert und sich alle an langweilige Regeln halten. Weil Nelli eine Forscherin ist und ganz genau weiss, dass der Ort hier etwas Wichtiges verbirgt, und dann auch noch Ava verschwindet, gerät die fast zehnjährige Heldin in ein riesengrosses Abenteuer ...

Nostalgie und Identifikation
Annika Scheffel holt Gross und Klein ab: Eltern werden nostalgisch bei der Erinnerung an Höhlen, gebaut aus Strandkörben, gefährliche Rettungsbote aus Luftmatratzen oder dem tröstenden Gedanken, dass ein warmer Kakao jedes Problem irgendwie kleiner macht. 

Und die kleinen Lesenden verstehen natürlich haargenau, weshalb man zum Forschen eine richtig farbige Ausrüstung bestehend aus Regenstiefeln, Ganzkörperanzügen, Handschuhen, Stirnlampen und blinkender Krokodilbrille braucht oder man Tiersprache lernen sollte – und dass ein Tag mit einem richtig guten Abenteuer sowieso ganz normal anfängt.

Eine Neunjährige erzählt
Nelli erzählt die Geschichte. Dies ist während des gesamten Verlaufes überzeugend durchgehalten, da es die Sprache, Gedanken und Vergleiche einer Neunjährigen sind. So wird zum Beispiel am Boden klebender Nebel zu „sehr alter Zuckerwatte“ oder das Lächeln eines Briefträgers schmilzt, wie wenn ein Schneemann in sich zusammenfällt: „Das Lächeln rutscht dem Briefträger aus den Mundwinkeln, gleitet sein Kinn entlang und tropft hinab in den Nebel. Der Nebel verschluckt das Lächeln.“ Auch die feste Überzeugung, dass Jupiter eigentlich sprechen kann und unbedingt fliegen lernen will, wird überzeugend beschrieben.

Zielpublikum?
Die Frage nach dem Zielpublikum bleibt ungeklärt. Die Sprache ist eher für Kinder im Erstlesealter oder eignet sich zum Vorlesen. Die Geschichte selbst ist aber zum Teil ziemlich gruselig und in normaler Schriftart und Schriftgrösse geschrieben, könnte also auch für Neun- und Zehnjährige noch spannend sein. Dagegen bebildern die fein gezeichneten Illustrationen genau das, was passiert, und unterbrechen eigentlich nur den Text.


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Nelli und der Nebelort
  • Autor:in
    Annika Scheffel
  • Verlag
    Oetinger
  • Erscheinungsdatum
    2016
  • Seiten
    253
  • Illustrator:in
    Joëlle Tourlonias
  • Bewertung