Tausend Tipps für Feiglinge
„Ich will mutig werden“, beschliesst Robert in diesem vergnüglichen Vor- und Selbstlesebuch, das mit witzigen Dialogen und amüsanten Schwarz-Weiss-Bildern ebenso überzeugt wie durch eine punktgenaue Figurenzeichnung. Ein Tipp von Silke Rabus.
Eigentlich fehlt es Robert an nichts. Er lebt mitten in Paris in einem riesigen Haus, hat eine eigene Toilette und einen steinalten Hund. Mama Louise ist feinfühlig, Papa Gaston grosszügig, Schwester Ines nervig und die pokerspielende Grossmutter Clara ziemlich vergesslich. Soweit alles gut. Wenn das Leben nur spannender wäre!
„Ich will mutig werden!“
„Wenn Ofelia meine Freundin wäre, müsste ich mich nicht mehr langweilen“, überlegt Robert, als er wieder einmal mit seinem Superfernrohr auf den gegenüberliegenden Gemüseladen schaut. Dort hilft Ofelia („Hach, ist sie süss!“) ihrem Vater Achmed bei der Arbeit. Doch leider ist Robert ziemlich schüchtern und bekommt schon beim blossen Gedanken, ein Mädchen anzusprechen, weiche Knie. Genau genommen ist er sogar superfeige. Was für ein Glück, dass ihn sein neues Lieblingsbuch „Tausend Tipps für Feiglinge“ auf neue Ideen bringt. Dort lernt er zum Beispiel, dass sich mutige Menschen etwas trauen, obwohl sie Angst haben. Kann man Mut also trainieren? „Bestimmt“, denkt sich Robert und beschliesst: „Ich will mutig werden!“
Unterhaltsames Vor- und Selbstlesebuch
Leise und mit viel Witz erzählt die schwedische Kinderbuchautorin Eva Susso davon, wie sich Robert – mal mehr und mal weniger erfolgreich ¬– seiner Angst stellt. Nicht nur, dass er seine verwirrte Grossmutter von der Bibliotheksleiter rettet und dem schrecklichen Angeber Hugo mit Hilfe eben jener Grossmutter beim Pokerspiel ein Schnippchen schlägt. Bei einer nächtlichen Verfolgungsjagd durch Paris gelingt es dem liebenswerten Jungen auch, endlich mit seiner angebeteten Ofelia ins Gespräch zu kommen. Amüsante Dialoge, die präzise Figurenzeichnung und eine auf den Punkt gebrachte Situationskomik machen dieses unterhaltsame Vor- und Selbstlesebuches zu einer vergnüglichen Lektüre. Hinzu kommen die leicht dahingekritzelten Schwarz-Weiss-Zeichnungen des französischen Bilderbuchkünstlers Benjamin Chaud, der die Persönlichkeiten der mitspielenden Figuren in charmanter Übertreibung einfängt. Und so passt es gut, dass Robert am Ende seines Selbsterfahrungstrips weiss: „Ich bin kein Tollpatsch. Ich bin der mutigste Junge von Paris.“
Silke Rabus

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TitelTausend Tipps für Feiglinge
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Autor:inEva Susso
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GenreFiction
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VerlagGerstenberg Verlag
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Erscheinungsdatum2018
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Seiten112
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Illustrator:inBenjamin Chaud
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Übersetzer:inMaike Dörries
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Bewertung