Vintulato, mein Hund und die Farbe Blau
Ein imaginärer Hund lädt zu nächtlichen Abenteuern ein und fordert seinen neuen Freund dabei immer wieder auf, seinen eigenen Weg zu gehen. Einfallsreich und vergnüglich erzählt der Dramatiker Philipp Löhle in „Vintulato, mein Hund und die Farbe Blau" von einer besonderen Freundschaft. Der Kinderbuch-Tipp von Andrea Kromoser.
„Der Strom fällt aus zur Blauen Stunde, die Lampen leuchten nicht, es wird immer dunkler. Das Bild ist weg, doch ein Surren bleibt, wer bei Dunkelheit zur Panik neigt."
So beginnt ein Lied der deutschen Indie-Pop-Band „Anajo". Schon nach dem Lesen und Betrachten der ersten Seiten dieses aussergewöhnlichen als auch rundum schön gestalteten Kinderromans liegt die Idee nahe, „Anajo" müsse für den Soundtrack zum Buch engagiert werden.
Die Dämmerung sowie Blau als Farbe und Stimmung gebendes Element fungieren in „Vintualto, mein Hund und die Farbe Blau" als zwei Grundbestandteile der Geschichte. Blau ist die Lieblingsfarbe des Protagonisten; Liliane Oser nimmt diese Gegebenheit zum Anlass für ein Spiel mit der Nicht-Farbigkeit.
Denn sie stattet ihre Schwarz-Weiss-Illustrationen ausschließlich mit blauen Elementen aus und erzeugt dadurch (vor allem in den nächtlichen Szenerien) eine geheimnisvoll knisternde Stimmung. Wie bei „Anajo" besungen, ergibt sich für den Protagonisten oft genug eine Situation, in welcher man bei Dunkelheit zur Panik neigen könnte. Dieser Zustand würde sich unter normalen Umständen bis hin zur Angst steigern, wenn beispielsweise plötzlich jemand im schon finsteren Kinderzimmer steht. Das alles kann jedoch den furchtlosen Ich-Erzähler in Philipp Löhles Text keinesfalls erschrecken:
„Vintulato war irgendwann einfach da. Er stand mitten in der Nacht in den tanzenden Schatten, die die drei Tannen an meine Zimmerwand warfen, und grinste. Obwohl das sehr unheimlich aussah, erschrak ich nicht."
Einfallreich und vergnüglich erzählt
Die Phantasie des Jungen entwirft einen imaginären Freund, welcher, einem Schattenbild gleich, zu nächtlichen Abenteuern einlädt und seinen neuen Gefährten, den er seit diesem Moment fortwährend begleitet, auffordert, sich aufzulehnen und selbständig seinen eigenen Weg zu gehen. Dass dieses Aufbegehren im familiären Alltag mit kleinen sowie grossen Streichen und den damit verbundenen Konflikten einhergeht, ist naheliegend, jedoch in „Vintulato, mein Hund und die Farbe Blau" einfallsreich und vergnüglich erzählt.
Der Dramatiker Philipp Löhle weiss brisanten Szenen zweifach zu deutende Pointen zu verleihen. Beispielsweise dann, wenn Vintulato dem Jungen hilft, sein Zimmer blau zu streichen. Völlig blau, versteht sich:
 „Irgendwann (...) fingen wir an, die Wände und den Boden meines Zimmers vintualtoblau zu streichen. Wir wechselten dabei kein Wort. So herrlich war es! So schön! Natürlich gab es Riesenärger. Meine Mutter weinte und sagte, ich sei verloren."
Imaginäre Freunde müssen weiter ziehen
Vitulatos Ideen bringen Sorge und Ratlosigkeit aber auch unendlichen Spass und Freiheit mit sich. Im Text werden wiederholt beide Perspektiven angesprochen. Doch egal ob aus erwachsener oder kindlicher Sicht betrachtet, fest steht, dass imaginäre Freunde immer temporäre Begleiter sind. Sie ziehen weiter, wenn ihre Aufgabe erfüllt ist. Was nach ihrer Abreise bleibt ist ein großer Schatz an neuen Erfahrungen und gute Geschichten, die zu erzählen es lohnt!
Fachredaktion
 
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    TitelVintulato, mein Hund und die Farbe Blau
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    Autor:inPhilipp Löhle
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    Verlagmixtvision
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    Erscheinungsdatum2014
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    Seiten64
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    Illustrator:inLiliane Oser
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    Bewertung
 
									 
									 
									 
									