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Die goldene Funkelblume

| Ina Nefzer | Sachbuch

Mit dieser zauberhaften Sachgeschichte von Benjamin Flouw können Kinder an der Seite eines Fuchses ihr Herz für Botanik entdecken. Der Sachbilderbuch-Tipp von Ina Nefzer.

Held dieser erzählenden Sachgeschichte ist ein freundlicher, sympathischer Fuchs mit grünem Daumen. Er liebt es, sein Haus mit Pflanzen zu verschönern, und kennt sich bestens mit Berg-, Wald und Wiesenpflanzen aus. Eines Abends liest er in einem botanischen Bestimmungsbuch von der „goldenen Funkelblume“, die zur Familie der Gutversteckten“ zählt und nur sehr selten auf hohen Bergen wächst. Da niemand weiss, wie die Blume aussieht, macht sich der neugierige Fuchs gleich am nächsten Tag auf zu einer Expedition.

Der Weg ist das Ziel
Schnell merkt man, dass nicht nur die Blume, sondern der Weg selbst das Ziel ist. Denn auf eigens eingeschobenen Doppelseiten wird die fiktionale Geschichte mit Informationen vertieft. Kleine Leser, die den Fachfuchs während des Vorlesens – auf seiner Suche begleiten, können dabei so einiges lernen. Als erstes wird nebeneinander aufgereiht, was man zu einer langen Bergwanderung mitnehmen sollte: Landkarte, Regenmantel, Kompass, Taschenlampe, Schlafsack, Zelt und Wasserflasche. Heft, Stift, Mütze und Proviant nicht zu vergessen.

Auf dem Boden der Tatsachen
Als der Fuchs durch einen Wald wandert, zeigt die zweite informative Doppelseite heimische Bäume mitsamt charakteristischen Blättern und Früchten. Die Geschichte selbst trägt keinerlei fabelhafte Züge, sondern bleibt trotz vermenschlichtem Protagonisten auf dem Boden der Tatsachen. Zum Beispiel, wenn der Fuchs verschiedene Tiere trifft: Zuerst den Braunbären beim typischen Lachsfang, seinen „Cousin“, den Wolf (so erfährt man, dass beide zur selben Tierfamilie der Hunde gehören), das Murmeltier und weit oben den Steinbock, um festzustellen, dass dort kaum mehr etwas wächst. Anlass genug, dem Leser darzustellen, wo die Schneegrenze (bei 3000m), die „alpine Stufe“ (2500m), die „subalpine Stufe“ (1900m) und die „Gebirgsstufe“ liegen (1000m) und dass alles darunter als „Hügellandschaft“ bezeichnet wird. 
Das zugehörige Schaubild schneidet den Berg, der die Form eines Kegels hat, in einzelne Schichten, bestückt die Zonen von den Feldern bis zur Schneespitze und kennzeichnet sie farblich. Zudem ist rot gestrichelt der Wanderweg des Fuchses eingezeichnet. Das so anschaulich Dargestellte zu studieren, ist sehr interessant.

Leidenschaft als Profession 
Als der Fuchs ganz oben auf dem Gipfel die Blume in ihrer ganzen Pracht entdeckt, verhält er sich vorbildlich: er gräbt sie nicht aus, sondern zeichnet sie ab, um dem Leser wie nebenbei kurz zu erläutern, aus welchen Bestandteilen sie charakteristischerweise besteht: Stempel, Kelchblätter usw. 
So wird die Suche nach der „goldenen Funkelblume“ am Ende doch noch zur Fabel einer von Leidenschaft getragenen Profession.

Auch die Illustrationen haben diese sinnlich-sachliche Ausstrahlung und gliedern auf der einen Seite alle Objekte und Figuren in geometrische Körper. Der atmosphärische Darstellungsstil und eine Farbwahl, die ganz an Fauna und Flora orientiert ist, lassen zugleich voller Respekt das Wunder der Natur aufscheinen. Daher ist damit zu rechnen, dass Kinder nach der Lektüre nur noch einen Berufswunsch haben: Botaniker!


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Ina Nefzer

Ina Nefzer ist promovierte Germanistin mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur. 2001 bis 2006 war sie Chefredakteurin der Fachzeitschrift ESELSOHR, bis 2008 des Kindermagazins DER BUNTE HUND. Heu…
  • Titel
    Die goldene Funkelblume
  • Autor:in
    Benjamin Flouw
  • Genre
    Fiction
  • Verlag
    Kleine Gestalten
  • Erscheinungsdatum
    2018
  • Seiten
    32
  • Übersetzer:in
    Odile Kennel
  • Bewertung