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Schluss. Jetzt werde ich etwas tun.

| Kinder- und Jugendredaktion | Sachbuch

Biographien sind nicht langweilig. Jedenfalls nicht, wenn sie so geschrieben sind wie die von Maren Gottschalk. Eine wahre Geschichte über die historische Persönlichkeit Sophie Scholl, die man nicht mehr vergisst. Der Tipp der Leporello Nachwuchsredaktorin Sabrina Michel.

Diese stille, in sich gekehrte Art bewahrte sie sich. Bei allen möglichen Anlässen sofort losreden und losplatzen, das konnte sie nicht. Sie nahm sich Zeit, etwas zu überdenken. Und wenn sie etwas sagte oder aufschrieb, spürte man dieses Nachdenken.“

Sophies Angst

Diese stille Seite war nur ein Teil von Sophie Scholls Charakter. Es ist jedoch der Teil, der oftmals in Vergessenheit gerät, da das Mädchen Heldentaten vollbracht hat, welche die meisten Menschen wohl nur vollbringen würden, wenn sie von allen guten Geistern verlassen worden wären. Das besondere an Sophie Scholl, ihrem Bruder und ihren engsten Freunden war jedoch, dass es ihnen mit Sicherheit nicht an Verstand gefehlt hat.

Sophie Scholl ist keine furchtlose Heldin. Sie gibt ehrlich zu, sie fühle sich wie eine Versinkende, die habe und nichts als Angst und mich nur nach dem sehne, der mir diese Angst abnimmt“.

Ein wesentlicher Anteil von Sophies Mut liegt in ihrem Glauben. Obwohl sie nicht eine fleissige Kirchgängerin war, hat sie immer wieder zu Gott gebetet und sich mit ihrem Glauben auseinander gesetzt.

Sophies andere Seite war wild und energiegeladen. Sie liebte es, im Fluss zu schwimmen und kletterte auch mal auf einer Schulreise aus Jux auf einen Felsen, was die Lehrerin in Angst und Schrecken versetzte. Mit dieser wilden Sophie, die gerade zur Hitlerjugend radelt, beginnt das Buch. Die Lesenden werden sofort in Sophies Leben hinein gezogen.

Dass Sophie überhaupt zur Hitlerjugend geht, mag die meisten überraschen, ist sie doch für ihren mutigen Kampf gegen das Naziregime bekannt. Als junges Mädchen war sie jedoch, genau wie ihre Geschwister auch, begeisterte Anhängerin der Hitlerjugend und leitete sogar eine Gruppe.

Ein Glück für uns, dass Sophie Scholl Tagebuch geführt und fleissig Briefkontakte mit ihren Eltern, Geschwistern und Freunden gepflegt hat. Aus diesen Briefen erfährt man viel über Sophies Leben und ihre Gedanken und kann sie auch heute, viele Jahre nach ihrem Tod, gut kennen lernen.

Die herausragende Biografin Maren Gottschalk schreibt sehr flüssige und liest sich sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene gut.

Hilfreiche Zeittafeln

Wer in Geschichte nicht allzu sattelfest ist, kann sich an die Zeittafel im hinteren Teil des Buches halten, wo in chronologischer Abfolge aufgeführt wird, was Sophie in welchem Jahr gerade macht und was zu dieser Zeit im Deutschen Reich passiert.

Im Buch wird in Form von Fussnoten immer wieder auf ein Quellenverzeichnis hingewiesen. So schreibt die Autorin Gottschalk: In anderen Biographien ist es oft anders zu lesen, als ich hier schreibe. An Sophies Tagebuch und einem Brief an ihre Eltern ist jedoch ersichtlich, dass die bisherigen Annahmen falsch waren. Diese Durchschaubarkeit ist jedoch nicht der einzige Grund, weshalb die Biographie extrem glaubhaft erscheint sondern auch die gut platzierten Fotos tragen wesentlich dazu bei.

Eine einzige Kritik habe ich aber doch: Wieso hat der Verlag nur dieses Cover gewählt? Ich finde, dass die Farbe Rosa sowie die Schriftart weder zu Sophie passen, noch zum Lesen animieren.

Am Schluss des Buches stirbt Sophie. Sie wird mit der Guillotine umgebracht. Dies hat mich schockiert, obschon ich im Voraus schon genau wusste, was passieren würde. Nicht einmal der positiv gefärbte Epilog des Buches vermochte mich zu trösten.

Eine tiefgreifende Biographie, die bei mir bewegende Eindrücke hinterlassen hat!


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Schluss. Jetzt werde ich etwas tun.
  • Autor:in
    Maren Gottschalk
  • Verlag
    Beltz und Gelberg
  • Erscheinungsdatum
    2012
  • Seiten
    262
  • Bewertung